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Deut­sche Ban­ken set­zen auf hybri­de Anreiz­sys­te­me und exter­ne Bera­tung, um ihre Leis­tungs­kul­tur zu erneu­ern. Doch die­ser prag­ma­ti­sche Inkre­men­ta­lis­mus behan­delt Sym­pto­me, nicht Ursa­chen. Radi­ka­le Ansät­ze wie Bey­ond Bud­ge­ting und die ver­hal­tens­öko­no­mi­sche For­schung zei­gen: Das Pro­blem liegt nicht im Design der Sys­te­me, son­dern in ihrer Grund­lo­gik. Ein Bei­trag über die struk­tu­rel­le Sack­gas­se zwi­schen Evo­lu­ti­on und Revolution.


Bera­tungs­lo­gik statt Strukturkritik

Die aktu­el­len Vor­schlä­ge zur Erneue­rung von Anreiz­sys­te­men in Ban­ken illus­trie­ren ein klas­si­sches Dilem­ma der Orga­ni­sa­ti­ons­re­form[1]«Allein krie­gen die Ban­ken die Erneue­rung der Anreiz­sys­te­me nicht hin»: prag­ma­ti­scher Inkre­men­ta­lis­mus gegen sys­te­mi­sche Kri­tik. Die Dia­gno­se ist durch­aus zutref­fend – Ein­zel­kämp­fer­tum, man­geln­de Durch­set­zung, feh­len­de Team­ori­en­tie­rung. Doch die vor­ge­schla­ge­ne The­ra­pie – bes­se­re, hybri­de Anreiz­sys­te­me mit exter­ner Beglei­tung – behan­delt Sym­pto­me, nicht Ursachen.

Beson­ders ent­lar­vend ist die The­se, Ban­ken bekä­men die Erneue­rung »allein nicht hin«. Dies ist ein Ein­ge­ständ­nis sys­te­ma­ti­schen Manage­ment­ver­sa­gens, bleibt aber ohne Kon­se­quenz. Statt zu fra­gen, war­um Ban­ken es nicht hin­be­kom­men – wel­che Macht­struk­tu­ren, wel­che Kar­rie­re­an­rei­ze für Füh­rungs­kräf­te, wel­che kul­tu­rel­len Pfad­ab­hän­gig­kei­ten das ver­hin­dern – wird exter­ne Exper­ti­se als Lösung prä­sen­tiert. Das per­p­etu­iert die Abhän­gig­keit und ent­bin­det die inter­nen Füh­rungs­struk­tu­ren von ech­ter Verantwortung.

Die­se Bera­tungs­lo­gik akzep­tiert die Grund­an­nah­me, dass Men­schen durch Anrei­ze steu­er­bar sind und dass Ban­ken wei­ter­hin so struk­tu­riert blei­ben, wie sie sind. Man opti­miert dann inner­halb die­ser Logik. Das ist klas­si­sches Sym­ptom­ma­nage­ment: auf­wen­di­ge Sys­te­me wer­den gebaut, aber nicht kon­se­quent durch­ge­setzt – was dar­auf hin­deu­tet, dass ihre eigent­li­che Funk­ti­on nicht Steue­rung ist, son­dern orga­ni­sa­to­ri­sche Legi­ti­ma­ti­on und Absicherung.

Bey­ond Budgeting

Bey­ond Bud­ge­ting ist des­halb so unbe­quem, weil es die Fra­ge anders stellt: Nicht »Wie machen wir Anreiz­sys­te­me bes­ser?«, son­dern »War­um glau­ben wir, dass extrin­si­sche Anreiz­sys­te­me über­haupt funk­tio­nie­ren?« Die Ant­wort ist sys­tem­theo­re­tisch: Sol­che Sys­te­me erzeu­gen zwangs­läu­fig Fehl­an­rei­ze, weil sie Kom­ple­xi­tät auf Mess­bar­keit redu­zie­ren und damit Gam­ing-Ver­hal­ten pro­vo­zie­ren. Das ist kei­ne Fra­ge des bes­se­ren Designs, son­dern der inhä­ren­ten Logik.

Die zen­tra­le Kri­tik: Fixe, vor­ab fest­ge­leg­te Zie­le und Bud­gets för­dern Mani­pu­la­ti­on, Bud­get­schö­nung und kurz­fris­ti­ges Den­ken. Mana­ger und Mit­ar­bei­ten­de ver­su­chen, Jah­res­zie­le zu errei­chen, statt ech­te Unter­neh­mens­zie­le zu ver­fol­gen. Anreiz­sys­te­me, die an sol­che Bud­gets gebun­den sind, för­dern Fehl­ver­hal­ten, da Mit­ar­bei­ter ver­su­chen, die Mess­grö­ßen zu ihren Guns­ten zu beein­flus­sen – auch wenn das dem Unter­neh­men schadet.

Bey­ond Bud­ge­ting setzt statt­des­sen auf fle­xi­ble, dezen­tra­le Steue­rung mit Ver­trau­ens- und Selbstveran…