Getting your Trinity Audio player ready...

Der kon­ser­va­ti­ve Auf­klä­rer Jus­tus Möser wider­sprach im 18. Jahr­hun­dert den uni­ver­sa­lis­ti­schen Ansprü­chen sei­ner Zeit und setz­te auf orga­nisch gewach­se­ne Tra­di­tio­nen gegen abs­trak­te Gleich­ma­che­rei. Sei­ne Kri­tik an stan­dar­di­sier­ten Lösun­gen fin­det eine ver­blüf­fen­de Ent­spre­chung im moder­nen Bank­stil-Frame­work, das eben­falls für authen­ti­sche, kon­tex­tu­el­le Ent­wick­lungs­we­ge plä­diert statt für uni­ver­sel­le Ban­king-Rezep­te. Ein Essay über die geis­tes­ge­schicht­li­che Kon­ti­nui­tät zwi­schen Mösers Ver­tei­di­gung des Gewach­se­nen und der heu­ti­gen Suche nach dem bank­spe­zi­fi­schen “Ori­gi­nal­stil”.


Die geis­tes­ge­schicht­li­che Figur Jus­tus Mösers, des kon­ser­va­ti­ven Auf­klä­rers aus dem 18. Jahr­hun­dert, scheint auf den ers­ten Blick wenig mit moder­nen Ban­king-Stra­te­gien gemein zu haben. Doch bei genaue­rer Betrach­tung offen­bart sich eine ver­blüf­fen­de Ver­wandt­schaft. Bei­de Ansät­ze ver­bin­det eine Skep­sis gegen­über abs­trak­ten Ver­ein­heit­li­chungs­be­stre­bun­gen und eine Wert­schät­zung für his­to­risch gewach­se­ne, kon­tex­tu­el­le Vielfalt.

Das Kon­kre­te und das Abstrakte

Jus­tus Möser wider­sprach mit sei­ner Beto­nung orga­nisch gewach­se­ner Tra­di­tio­nen und loka­ler Beson­der­hei­ten dem uni­ver­sa­lis­ti­schen Anspruch sei­ner auf­klä­re­ri­schen Zeit­ge­nos­sen. Wo die­se abs­trak­te Men­schen­rech­te und all­ge­mein­gül­ti­ge Geset­ze pro­pa­gier­ten, setz­te Möser auf die Eigen­ar­ten his­to­risch gewach­se­ner Gesellschaften.

Wenn wir auf den gro­ßen Ruhm der vie­len klei­nen grie­chi­schen Repu­bli­ken zurück­ge­hen und nach der Ursa­che for­schen, war­um so man­ches klei­nes Städt­chen, was in der heu­ti­gen Welt nicht ein­mal genannt wer­den wür­de, ein so gro­ßes Auf­se­hen gemacht: so ist es die­se, dass jedes sich sei­ne eige­ne reli­giö­se und poli­ti­sche Ver­fas­sung erschaf­fen und mit Hül­fe der­sel­ben sei­ne Kräf­te zu einer außer­or­dent­li­chen Grö­ße gebracht habe. Man sieht, dass sie in ihren Plan alles, was ihnen die Natur gege­ben, auf das schärfs­te genutzt und aus jeder Men­schen­seh­ne ein Anker­seil gemacht haben. Die­ses taten sie, ehe sie phi­lo­so­phi­sche Theo­rien hat­ten, u…