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Die Unter­neh­mens­be­ra­tung hat ihren Zenit über­schrit­ten. Einst Iko­nen intel­lek­tu­el­ler Exzel­lenz, leben McK­in­sey, BCG & Co. heu­te von jahr­zehn­te­al­ten Frame­works und einem in die Jah­re gekom­me­nen Geschäfts­mo­dell. Skan­da­le um über­teu­er­te Pro­jek­te, zwei­fel­haf­te Rol­len in poli­ti­schen Kri­sen und eine wach­sen­de Distanz zur Rea­li­tät der Unter­neh­men haben das Ver­trau­en beschä­digt. Nun tritt mit Prompt­QL ein neu­er Spie­ler­typ auf: KI-Inge­nieu­re statt Power­Point-Éli­te, Exe­cu­ti­on statt Stra­te­gie. Könn­te dies die ers­te ech­te Dis­rup­ti­on einer 200-Mil­li­ar­den-Dol­lar-Bran­che sein – oder nur ein wei­te­res Kapi­tel im end­lo­sen Zyklus von Beratungsmythen?


Exe­cu­ti­on statt Folienkultur

Prompt­QLs Ange­bot ist radi­kal: 900-Dol­lar-Inge­nieu­re, die direkt in den Sys­te­men der Kun­den arbei­ten, statt MBA-Teams, die Hoch­glanz­stra­te­gien ent­wi­ckeln[1]PromptQL’s $900/​hour AI engi­neers are coming for McKinsey’s AI busi­ness. Das Modell zielt auf die noto­ri­sche Umset­zungs­lü­cke: Stu­di­en zufol­ge schei­tern 80–90 % aller KI-Pro­jek­te – nicht am Den­ken, son­dern am Machen. Genau dort setzt Prompt­QL an: Umset­zung als Kernversprechen.

Das „con­fi­dent­ly wrong“-Problem der KI

Prompt­QL adres­siert ein Risi­ko, das vie­le Kon­zer­ne unter­schät­zen: KI-Sys­te­me, die fal­sche Ergeb­nis­se mit größ­ter Über­zeu­gung prä­sen­tie­ren. In Ent­schei­dungs­pro­zes­sen ist das brand­ge­fähr­lich. Prompt­QLs Archi­tek­tur setzt auf Feed­back­schlei­fen, Unsi­cher­heits­mar­ker und Hal­lu­zi­na­ti­ons­kon­trol­le. Hier wird Tech­nik nicht als Foli­en­stoff ver­kauft, son­dern als funk­tio­nie­ren­des Sys­tem ausgeliefert.

Was ist wirk­lich neu?

Zwar haben auch die alten Bera­tun­gen längst Tech­no­lo­gie­töch­ter (Quan­tumB­lack, Pla­ti­ni­on, Vec­tor). Doch ihr Geschäfts­mo­dell bleibt hier­ar­chisch: Stra­te­gen an der Spit­ze, Mana­ger in der Mit­te, Umset­zer am Ende. Prompt­QL dage­gen kehrt die Logik um: Umset­zung ohne Pyra­mi­de, direkt, exklu­siv. Ob das ska­lier­bar ist, bleibt offen – doch es stellt die DNA der Bran­che infrage.

Skan­da­le und Ethik: Der blin­de Fleck der Beratung

McK­in­sey gilt bis heu­te als „die“ Stra­te­gie­be­ra­tung – und gleich­zei­tig als Syn­onym für zwei­fel­haf­te Praktiken:

  • die Rol­le in der Opio­id-Kri­se in den USA,
  • dubio­se Hono­rar­mo­del­le in Südafrika,
  • Bera­tungs­en­ga­ge­ments in auto­ri­tä­ren Staaten.

Die mora­li­sche Selbst­über­schät­zung – „wir bera­ten nur, wir ent­schei­den nicht“ – ist zur Achil­les­fer­se gewor­den. Gera­de hier könn­te ein tech­nik­zen­trier­ter Ansatz wie Prompt­QL punk­ten: Sys­te­me sind über­prüf­bar, Code ist audi­tier­bar, Fehl­an­nah­men kön­nen sicht­bar gemacht wer­den. Foli­en vol­ler abs­trak­ter Stra­te­gien dage­gen ent­zie­hen sich oft der Verantwortung.

His­to­ri­sche Par­al­le­len: Der Inno­va­ti­ons­stau der Branche

Wal­ter Kie­chel erin­nert in The Lords of Stra­tegy dar­an: Die gro­ßen metho­di­schen Durch­brü­che stam­men aus den 1960er bis 1980er Jah­ren – Hen­der­sons Lern­kur­ve und Matrix, Por­ters Five Forces und Wert­ket­te, Glucks Know­ledge-Ansatz bei McK­in­sey. Seit­dem herrscht Innovationsstau.

Die Bera­tungs­in­dus­trie lebt von einer Ver­gan­gen­heit, in der sie intel­lek­tu­el­le Avant­gar­de war. Heu­te sind es Tech-Start­ups, KI-Labo­re und Daten­platt­for­men, die den Dis­kurs trei­ben. Die Bera­tun­gen reagie­ren, sie gestal­ten nicht mehr.

Dis­rup­ti­on oder nur Ergänzung?

Prompt­QL ver­kör­pert damit weni­ger einen Ersatz als eine Kampf­an­sa­ge: Die alte Foli­en­eli­te muss sich fra­gen, wie viel von ihrem Geschäfts­mo­dell noch Sub­stanz hat. Die wah­ren Macht­fra­gen lauten:

  • Wer lie­fert Wert – der Power­Point-Archi­tekt oder der KI-Ingenieur?
  • Wer trägt Ver­ant­wor­tung – der Stra­te­gie­be­ra­ter im Hin­ter­grund oder das Sys­tem, das tat­säch­lich läuft?
  • Und: Wer defi­niert Ethik – ein Bera­ter mit nebu­lö­sen Prin­zi­pi­en oder ein tech­ni­sches Frame­work, das Trans­pa­renz erzwingt?

Fazit: Die Bran­che vor einer mora­lisch-tech­ni­schen Bewährungsprobe

Die Dis­rup­ti­on durch KI-Bera­tung à la Prompt­QL ist nicht nur tech­no­lo­gisch, son­dern auch ethisch auf­ge­la­den. Denn wenn die klas­si­sche Bera­tung den Anspruch der intel­lek­tu­el­len Avant­gar­de ver­lo­ren hat und gleich­zei­tig durch Skan­da­le Glaub­wür­dig­keit ver­spielt, ent­steht ein Vaku­um. Die­ses Vaku­um fül­len nun Tech-Play­er, die nicht mehr fra­gen: „Was ist die rich­ti­ge Stra­te­gie?“ – son­dern: „Wie funk­tio­niert es in der Realität?“

Ob Prompt­QL selbst ska­lier­bar ist, bleibt offen. Doch das Signal ist unüber­hör­bar: Die Ära, in der Stra­te­gie­be­ra­tung als unan­fecht­ba­rer Hüter öko­no­mi­scher Ver­nunft galt, ist vor­bei. Die nächs­te Deka­de wird ent­schei­den, ob die alten Häu­ser ler­nen, Tech­nik und Ethik zusam­men­zu­brin­gen – oder ob ihre Macht still und lei­se in den Code der neu­en Play­er übergeht.