Von Ralf Keuper

Bis heu­te (27.04.17) fin­det in Müns­ter die IT-und Bank­fach­mes­se der Fiducia/​GAD COM17 statt. Zum ers­ten Mal ist Müns­ter Aus­rich­tungs­ort der Haus­mes­se der Fiducia/​GAD. Neben Karls­ru­he und Mün­chen ist Müns­ter Stand­ort des Unter­neh­mens, das aus der Fusi­on der Fidu­cia mit der GAD her­vor­ging. Die Mes­se rich­tet sich vor­wie­gend an 4.000 Ent­schei­der und Vor­stän­de in den Volks-und Raiff­ei­sen­ban­ken in Deutsch­land. Das Mot­to der dies­jäh­ri­gen Ver­an­stal­tung lau­tet u.a. Künst­li­che Intel­li­genz erobert das Ban­king.

Auf die aktu­el­le Ent­wick­lung, die auch im Ban­king ver­stärkt in Rich­tung Künst­li­che Intel­li­genz ver­läuft, reagiert die Fiducia/​GAD u.a. mit der Ent­wick­lung des Ver­trau­en­sas­sis­ten­ten Sara­bi. In der Pres­se­mit­tei­lung heisst es dazu:

Ein Dia­log-Sys­tem, mit dem der Bank­kun­de per Text- und Sprach­ein­ga­be kom­mu­ni­zie­ren kann. Als per­sön­li­cher Assis­tent über­nimmt Sara­bi zum einen klas­si­sche Ban­king-Auf­ga­ben wie Geld über­wei­sen und Kon­to­sal­den anzei­gen. Das Sys­tem navi­giert den Anwen­der zum nächs­ten Geld­au­to­ma­ten und zeigt Kun­den­kar­ten von Ein­zel­händ­lern an. Auch infor­miert es aktiv über Kon­to­be­we­gun­gen wie etwa den Ein­gang des Gehalts. Aber Sara­bi kann noch mehr als Ban­king. Zum Bei­spiel: Bröt­chen beim teil­neh­men­den Bäcker vor Ort bestel­len und direkt online bezah­len. So wird das heu­te übli­che Chat­ten für neue Sze­na­ri­en genutzt – und das auf dem Sicher­heits­ni­veau von Bank­ge­schäf­ten. Sara­bi wird damit gewis­ser­ma­ßen zum Ver­trau­en­sas­sis­ten­ten mit viel­fäl­ti­gen Nutzungsmöglichkeiten.

Bei der Fiducia/​GAD ist man davon über­zeugt, dass Modell der Regio­nal­bank in die Platt­form­öko­no­mie über­tra­gen zu kön­nen. Aus­druck des­sen ist die Idee der Digi­ta­len Regionalbank. 

Das hat was. Wenn, dann so. In der Press­mit­tei­lung erfah­ren wir weiter:

Anwen­der kön­nen dort Waren tau­schen, ver­lei­hen, kau­fen oder sich gegen­sei­tig finan­zi­ell unter­stüt­zen – zum Bei­spiel per Crowd­fun­ding. Digi­ta­le Öko­sys­te­me trans­por­tie­ren damit die Idee der Genos­sen­schaf­ten und pas­sen ide­al zum Geschäfts­mo­dell der Volks­ban­ken und Raiff­ei­sen­ban­ken (Press­mit­tei­lung).

Ziel ist es, eine Art Markt­platz für die Kun­den aus der Regi­on zu schaf­fen, die dadurch neue Ein­nah­men gene­rie­ren kön­nen. Der wei­te­re Reiz besteht dar­in, dass die Bank ihrer­seits durch die Bereit­stel­lung von Ser­vices neue Ein­nah­me­quel­len erschlie­ßen kann. Die digi­ta­le Regio­nal­bank ori­en­tiert sich u.a. an Geor­ge, geht aber noch dar­über hin­aus, wie ich bei der Prä­sen­ta­ti­on erfah­ren konnte.

Seit lan­gem lesen und hören wir, dass die Ban­ken ver­säu­men, ihren Daten­schatz zu heben. Kaum eine ande­re Insti­tu­ti­on ver­fügt über so vie­le Daten (Ein­kom­men, monat­li­che Belas­tun­gen, Aus­ga­be­ver­hal­ten, Anschaf­fun­gen etc.) wie die Bank. So könn­te man die Daten dazu ver­wen­den, den Geschäfts­kun­den mit­tels Peer-Group-Ver­glei­chen, u.a. auf Basis der Bilanz- und Unter­neh­mens­kenn­zah­len, Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten aufzuzeigen.

Es ist für mich immer eine beson­de­re Freu­de, Leser und Fol­lower mei­nes Blogs per­sön­lich ken­nen zu ler­nen, wie Josef Dant­scher, der bei der Fiducia/​GAD die The­men Inno­va­ti­on und Trans­for­ma­ti­on betreut. Ich hat­te Gele­gen­heit, sei­nem Vor­trag bei­zu­woh­nen, in dem es um die viel­fäl­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen ging, wel­chen nicht nur die Ban­ken aus­ge­setzt sind. Stich­wor­te: Inter­net of Things, Künst­li­che Intel­li­genz und Aug­men­ted Rea­li­ty. Ein aus­ge­spro­chen inspi­rie­ren­der Vortrag.

Mein Ein­druck: 

Mit ihren Lösun­gen und Ideen bewegt sich die Fiducia/​GAD m.E. in die rich­ti­ge Rich­tung. Ob der gewünsch­te Erfolg ein­tritt, muss sich erst noch zei­gen. Das Spiel­feld, auf dem sich die Volks-und Raiff­ei­sen­ban­ken bewe­gen, ist in den letz­ten Jah­ren, u.a. durch die Auf­kom­men der Platt­form­öko­no­mie und sei­ner häu­fig auch als GAFA (Goog­le, Ama­zon, Face­book, Apple) bezeich­ne­ten Play­er, dyna­mi­scher gewor­den. Die Ban­ken sind gezwun­gen, die Lösun­gen ihrer poten­zi­el­len Mit­be­wer­ber ein­zu­set­zen, wie Sprach­as­sis­ten­ten, Sozia­le Netz­wer­ke und Smart­phones, wenn sie ihre Kun­den noch errei­chen wol­len. Die Filia­le wird dazu nicht mehr reichen.

Frag­lich ist zum jet­zi­gen Zeit­punkt auch, ob es gelingt, die Regio­nal­bank als digi­ta­les Öko­sys­tem bzw. digi­ta­le Platt­form zu posi­tio­nie­ren – das Inter­net kennt kein Regio­nal­prin­zip, jeden­falls nicht in der Wei­se, wie Spar­kas­sen und Volks­ban­ken es inter­pre­tie­ren oder gewohnt sind. Hier gel­ten ande­re Regeln, denen sich auch die Regio­nal­ban­ken nicht ent­zie­hen kön­nen. Der Takt, auch was die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung betrifft, wird von ande­ren vor­ge­ge­ben. Deren Tem­po ist ein ande­res, als das der meis­ten Ban­ken und Rechen­zen­tren. Aktu­el­les Bei­spiel dafür ist Ama­zon Busi­ness, das gera­de in Deutsch­land anläuft. Die Her­aus­for­de­rung der Ban­ken liegt kaum in den zahl­rei­chen Fin­tech-Start­ups, die für ihr Geschäft ohne­hin auf die Infra­struk­tur der Ban­ken ange­wie­sen sind, oder, wenn sie sel­ber zur Bank wer­den, den­sel­ben Restrik­tio­nen (Regu­lie­rung) unterliegen.

Mit Blick auf die Initia­ti­ven und Ankün­di­gun­gen der Fiducia/​GAD über­rascht zunächst die Mel­dung, wonach die Toch­ter der DZ Bank, die Rei­se­Bank, für ihre Smart­phone-Bank auf die Diens­te von Wire­card zurück­greift.

Es wäre vor­schnell, die Ban­ken wie auch die Rechen­zen­tren als Ver­lie­rer der Digi­ta­li­sie­rung und des Medi­en­wan­dels abzu­stem­peln. Indes sind die Her­aus­for­de­run­gen so groß wie schon lan­ge nicht mehr – in die­ser Form dürf­ten sie in der Bank­ge­schich­te ein­ma­lig sein. Ein “Wei­ter so” oder “Weil wir es sind” wird nicht reichen.

Die Ansät­ze, die ich sehen konn­te, wei­sen, wie schon erwähnt, in die rich­ti­ge Rich­tung. Die Fiducia/​GAD hat die Zei­chen der Zeit nach mei­nem Ein­druck erkannt. Wir wer­den sehen, wohin die Rei­se führt.

Mein per­sön­li­cher Dank geht an Frau Regi­ne Liebl-Schib­in­ger für die Ein­la­dung wie auch für Zeit, die sich sich für den Rund­gang genom­men hat.

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