Der seit der Rekon­struk­ti­on nach dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges abge­lau­fe­ne struk­tu­rel­le Wan­del im öster­rei­chi­schen Ban­ken­sys­tem erscheint in mehr­fa­cher Wei­se deter­mi­niert. In gene­rel­ler Hin­sicht durch ein Zusam­men­spiel und durch gegen­sei­ti­ge Bedin­gung von öko­no­mi­schen Not­wen­dig­kei­ten und Ver­an­las­sun­gen sowie spe­zi­fi­schen Inter­es­sens­la­gen im Ban­ken­sys­tem bzw. bei den Insti­tu­ten und Sek­to­ren einer­seits und wirt­schafts­po­li­ti­schen sowie par­tei­po­li­ti­schen Inten­tio­nen und Stra­te­gien ande­rer­seits. Und in spe­zi­el­ler Hin­sicht durch eine spe­zi­fi­sche Form der suk­zes­si­ven Libe­ra­li­sie­rung des Ban­ken­mark­tes, in Ver­bin­dung mit ent­spre­chen­den Ver­än­de­run­gen der Kapi­tal­markt­struk­tu­ren, dar­aus fol­gen­den spe­zi­fi­schen Aus­prä­gun­gen von Kon­kur­renz­ver­hält­nis­sen und Kon­zen­tra­ti­ons­pro­zes­sen, durch zum Teil damit ver­bun­de­ne Ver­än­de­run­gen in Unter­neh­mens­for­men und Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren sowie durch eine spe­zi­fi­sche Gestal­tung von Regu­lie­rung bzw. Staats­ein­fluss sowie Staatsbeteiligung.

Betrach­tet man die aktu­el­len Vor­gän­ge im Umgang mit der rezen­ten Finanz­kri­se, so fällt im Ein­klang mit der inter­na­tio­na­len Ent­wick­lung eine Ten­denz zur Zunah­me von Regu­lie­rung bzw. Staats­ein­fluss sowie Staats­be­tei­li­gung auf. Nun zeigt der Blick in die jün­ge­re öster­rei­chi­sche Ban­ken­ge­schich­te, dass, auf­bau­end auf ent­spre­chen­den Schrit­ten in den 1970er Jah­ren, ab Mit­te der 1980er Jah­re die Staats­kom­po­nen­te und Regu­lie­rungs­dich­te signi­fi­kant redu­ziert wor­den ist. Davor aber hat es, aus­ge­hend von der Rekon­struk­ti­on im ers­ten Nach­kriegs­jahr­zehnt, eine hohe Staats­kom­po­nen­te sowie eine ver­gleichs­wei­se rigi­de Markt­ord­nung und eine aus­ge­präg­te poli­ti­sche Ein­fluss­nah­me, vor allem auf die Beset­zung der Spit­zen­funk­tio­nen gege­ben, wor­in, so wie in ande­ren Berei­chen, der groß­ko­ali­tio­nä­re Pro­porz und die domi­nan­te Posi­ti­on der Sozi­al­part­ner­schaft einen kon­kre­ten Nie­der­schlag gefun­den hatten. …

Quel­le: Dir­nin­ger, Chris­ti­an: Trans­for­ma­tio­nen im öster­rei­chi­schen Ban­ken­sys­tem seit Mit­te der 1950er Jah­re, in: Ahrens, Ralf /​ Wix­forth, Harald (Hg.): Struk­tur­wan­del und Inter­na­tio­na­li­sie­rung im Ban­ken­we­sen seit den 1950er Jah­ren, in: Geld und Kapi­tal. Jahr­buch der Gesell­schaft für mit­tel­eu­ro­päi­sche Ban­ken- und Spar­kas­sen­ge­schich­te 200708, Stutt­gart 2010, S. 141–173

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert