Von Ralf Keuper 
Von einer wei­te­ren Stu­die ohne erkenn­ba­ren Mehr­wert berich­tet die FAZ in Nur weni­ge Ban­ken kön­nen wirk­lich gut online. Grund­la­ge ist die Stu­die Online Ban­king Fili­al­ban­ken – was an sich schon ein Wider­spruch ist, lässt sich die rapi­de sin­ken­de Anzahl der Filia­len vor allem auf die wach­sen­de Ver­brei­tung des Online-Ban­king zurück­zu­füh­ren. In den Abwärts­sog sind jedoch nicht allein die Filia­len, son­dern auch die Geschäfts­mo­del­le gera­ten. Ver­su­che, die Abwan­de­rung der Kun­den in die digi­ta­len Öko­sys­te­me zu ver­hin­dern, wie durch die “Digi­ta­le Exzel­lenz” etwa, gehen daher am Ziel vor­bei. Ban­ken eben­so wie zahl­rei­che Wirt­schafts­re­dak­teu­re tun sich aus­ge­spro­chen schwer damit, zu akzep­tie­ren, dass das Sys­tem, das sie beschrei­ben, so nicht mehr exis­tiert bzw. nicht mehr rele­vant ist, da es auf Annah­men beruht, die so nicht mehr gege­ben sind. Stich­wor­te in dem Zusam­men­hang sind der Medi­en- und Wer­te­wan­del, des­sen deut­lichs­tes Merk­mal die Ver­brei­tung von Mobi­le Pay­ments ist. 
Erst kürz­lich glaub­te die FAZ in dem Bei­trag Digi­ta­li­sie­rung der Arbeits­welt: Bank­bran­che bleibt gelas­sen auf­grund einer Umfra­ge von TNS-Emnid unter den Ban­ken eine gro­ße Gelas­sen­heit fest­stel­len zu kön­nen, der auch die fort­schrei­ten­de Digi­ta­li­sie­rung und wach­sen­de Kon­kur­renz durch Non- und Near-Banks nichts anha­ben kann. Dass die Fak­ten, womit nicht nur die Schlie­ßungs- und Fusi­ons­wel­le der Ban­ken gemeint sind, die­ser Ein­stel­lung den Boden ent­zie­hen, fand dar­in kei­ne Erwäh­nung, eben­so wenig wie in dem aktu­el­len Bei­trag, der sich dar­auf redu­ziert, die Stu­di­en­ergeb­nis­se wie­der­zu­ge­ben, ohne sie einer kri­ti­schen Prü­fung zu unterziehen.
Fra­gen, die in dem Zusam­men­hang hät­ten gestellt wer­den kön­nen, sind die ganz klas­si­schen nach der Reprä­sen­ta­ti­vi­tät der Umfrage. 
Wir erfah­ren lediglich: 

Für die Stu­die wur­den 15 gro­ße Fili­al­ban­ken unter­sucht, dar­un­ter über­re­gio­na­le Uni­ver­sal­ban­ken sowie die jeweils größ­ten Regio­nal­ban­ken in den Groß­städ­ten Ber­lin, Ham­burg und Mün­chen. Die Qua­li­tät des Ser­vice zum Bei­spiel wur­de anhand von jeweils zehn ver­steck­ten Tele­fon- und E‑Mail-Tests geprüft.

War­um wur­den nicht ande­re Anbie­ter, wie aus dem Bereich Fin­Tech, berück­sich­tigt? War­um die Begren­zung auf die (Filial-)Banken? War­um nur bestimm­te Groß­städ­te? Wes­halb nur 15 Ban­ken? Wie wäre es über­haupt, wenn auch mal ande­re Quel­len, Por­ta­le berück­sich­tigt wür­den, wie Kri­ti­sche Anle­gerBan­king­Check oder Ban­ken­ver­gleich? oder gar Por­ta­le, auf denen die Kun­den von Erfah­run­gen berich­ten wie auf trust­pi­lot
Wor­in genau besteht der Mehr­wert des ein­gangs erwähn­ten FAZ-Bei­trags im Ver­gleich zur Ori­gi­nal­mel­dung? Ich kann kei­nen erkennen. 
Neben­ei: Im Juni bezog sich die FAZ in Online-Ban­king: Vie­le Ban­ken-Apps ent­täu­schen auf eine Stu­die von Stif­tung Waren­test, die den (Fili­al-) Ban­ken kein son­der­lich schmei­chel­haf­tes Zeug­nis ausstellte. 
Die Auf­ga­be des Wirt­schafts­jour­na­lis­mus kann m.E. nicht dar­in bestehen, Stu­di­en­ergeb­nis­se oder ande­re Ver­öf­fent­li­chun­gen mög­lichst voll­stän­dig und feh­ler­frei wie­der­zu­ge­ben. Viel­mehr wäre es ihre Auf­ga­be, die Annah­men und Ergeb­nis­se kri­tisch zu hin­ter­fra­gen und wei­te­re Quel­len her­an­zu­zie­hen bzw. zu erwäh­nen, um so auf Wider­sprü­che auf­merk­sam zu machen und zu wei­te­rem Nach­den­ken anzu­re­gen. Nicht mehr und nicht weniger. 

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