Von Ralf Keuper
Eine Frage, die uns seit der Finanzkrise 2007/2008 immer wieder beschäftigt, ist, ob Banken lernfähig sind.
Dirk Baecker vertritt die Ansicht, dass Banken in ihrem Tagesgeschäft durchaus lernfähig sind, d.h. sie erkennen rasch die üblichen Risiken, wie Kreditrisiken, und leiten entsprechende Gegenmaßnahmen ein.
Die Lernfähigkeit lässt allerdings deutlich nach, sobald man sich von der operativen auf die semantische Ebene begibt. Hier sind die Banken erstaunlich lernresistent. Durch ihr Denken in Sicherheiten wiegen sie sich in dem Glauben, dass im Falle des Falles, also wenn ein Risiko schlagend wird, für Ausgleich gesorgt ist. Dass dies häufig ein Irrglaube ist, hat nicht nur die letzte Finanzkrise gezeigt. Es gibt im Banking keine 100%ige Sicherheit. Dadurch verstellen die Banken sich den Blick auf die Praxis, erliegen also einer Art Selbsttäuschung, und verhindern damit, aus Fehlern und Erfahrungen zu lernen. In einem Interview bezeichnete Baecker dieses Phänomen als “Semantische Falle, die zur strukturellen Falle wird”.