Von Ralf Keuper

Seit dem Aus­bruch der letz­ten Finanz­kri­se kur­siert die Mei­nung, dass die Finanz­wirt­schaft ihren eigent­li­chen Zweck aus den Augen ver­lo­ren hat. Statt, wie in der Nach­kriegs­zeit, den Unter­neh­men mit dem eher lang­wei­li­gen Stan­dard­ge­schäft, wie Kre­dit­ver­ga­be und Zah­lungs­ver­kehrs­ab­wick­lung, zu die­nen, hät­ten sich die Ban­ken seit Beginn der 1970er Jah­re zu den eigent­li­chen Herr­schern der Wirt­schaft empor­ge­ho­ben. Vie­le Ban­ken ver­die­nen den Groß­teil ihrer Gewin­ne mit dem Han­del von Geld und/​oder kom­ple­xen Finanz­pro­duk­ten. Das kann, wie die Finanz­kri­se von 2007/​2008 gezeigt hat, zu gro­ßen Ver­wer­fun­gen an den Finanz­märk­ten füh­ren, die wie­der­um auf die Real­wirt­schaft durch­schla­gen. Trotz der zum Teil enor­men Straf­zah­lun­gen sind die Ban­ken rela­tiv unbe­scha­det aus der Kri­se her­vor­ge­gan­gen, was auch dar­auf zurück­zu­füh­ren ist, dass die Ban­ken-Lob­by gro­ßen Ein­fluss auf die For­mu­lie­rung der Regeln, wie den Dodd Frank-Act, genom­men hat. Am eigent­li­chen hoch ris­kan­ten Geschäfts­mo­dell hat sich kaum etwas geän­dert. Das Schat­ten­ban­ken­sys­tem und der Markt für Deri­va­te blü­hen wie einst. Die Ban­ken fah­ren wie­der Mil­li­ar­den­ge­win­ne ein, die von der Wirt­schafts­pres­se bereits in einer Eupho­rie kom­men­tiert wer­den, wie in den Jah­ren vor 2007.

Die geschil­der­te Ent­wick­lung greift Rana Forooh­ar in ihrem Buch Makers and Takers. Der Auf­stieg des Finanz­we­sens und der Absturz der Real­wirt­schaft auf. Ihre Ana­ly­se kreist um den Begriff der Finan­zia­li­sie­rung. Rana Forooh­ar schreibt:

Das vor­lie­gen­de Buch will die­se ein­zel­nen Punk­te mit­ein­an­der ver­bin­den und das kom­ple­xe Phä­no­men beschrei­ben, das sie ver­bin­det: die Finan­zia­li­sie­rung. Tra­di­tio­nell ist die­ses The­ma die Domä­ne von “Exper­ten” – von Wis­sen­schaft­lern, Finan­ziers und Poli­ti­kern, die oft eige­ne Inter­es­sen ver­fol­gen und dies in einer kom­pli­zier­ten Spra­che tun, die Außen­ste­hen­de von der Debat­te aus­schließt. Doch in Finanz­fra­gen ist wie bei so vie­len Din­gen Kom­ple­xi­tät der Feind. Eigent­lich ist die rich­ti­ge Fra­ge die ein­fachs­te: Tun die Finanz­in­sti­tu­tio­nen Din­ge, die einen kla­ren mess­ba­ren Nut­zen für die Real­wirt­schaft erbrin­gen? Trau­ri­ger­wei­se ist dies meis­tens zu verneinen.

Foroo­ha…

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