Robin Busch­mann, CEO und Grün­der von Giromatch

P2P-Kre­dit­markt­pläz­te gehö­ren im Ban­king fast schon zum gewohn­ten Bild. Ers­te Abnut­zungserschei­nun­gen sind, wie der Fall Len­ding­Club zeigt, indes kaum noch zu über­se­hen. Den­noch scheint es sich hier­bei um mehr als nur einen vor­über­ge­hen­den Trend zu han­deln. Dies gilt um so mehr, wenn das Ange­bot um wei­te­re Ser­vices und Anla­ge­klas­sen ergänzt wird, so dass es auch für Anle­ger und Ban­ken glei­cher­ma­ßen inter­es­sant wird.  Hier setzt das Fin­tech-Start­up Giro­match an. Das Geschäfts­mo­dell ist eine Kom­bi­na­ti­on aus Kre­dit­markt­platz und Busi­ness Pro­cess Out­sour­cing. Im Gespräch mit Bank­stil  erläu­tert Grün­der und CEO Robin Busch­mann, war­um Ban­ken und Fin­tech-Start­ups nur gemein­sam im Wett­be­werb bestehen kön­nen, wel­che Rol­le Giro­match dabei über­neh­men will und inwie­weit das Deutsch­land-Port­fo­lio inno­va­tiv ist. 

Was ist Giro­match und wodurch zeich­net sich Ihr Unter­neh­men aus?

Giro­match ist eine digi­ta­le Ban­king-Platt­form, die Kre­dit­an­fra­gen voll­kom­men auto­ma­ti­siert pro­zes­siert und die­se mit­hil­fe eines Algo­rith­mus in ein Anla­ge­port­fo­lio trans­fe­riert. Kre­dit­neh­mer erhal­ten damit Ihre Kre­dit­aus­zah­lun­gen so schnell wie nie zu sehr güns­ti­gen Kon­di­tio­nen. Inves­to­ren bekom­men durch den digi­ta­len Pro­zess Zugang zu einer inno­va­ti­ven und attrak­ti­ven Anla­ge­klas­se. Mitt­ler­wei­le inter­es­sie­ren sich auch Ban­ken und Händ­ler für unse­re Tech­no­lo­gie neh­men die Mög­lich­keit eines Busi­ness Pro­cess Out­sour­cing (BPO) wahr.

Wel­che Moti­va­ti­on lag der Grün­dung von Giro­match zugrunde?

Ban­ken ste­hen heu­te vor immer grö­ße­ren Auf­ga­ben: Sie müs­sen bei wach­sen­den Kos­ten immer höhe­re und viel­fäl­ti­ge Ansprü­che ihrer Kun­den in einem immer schwie­ri­gen Zins­um­feld erfül­len. Das bis­he­ri­ge Kon­zept der Uni­ver­sal­bank, die alle Geschäfts­be­rei­che gleich gut abdeckt, kann mit die­ser Ent­wick­lung nicht mehr Schritt hal­ten. Wir lie­fern Ban­ken fer­ti­ge Lösun­gen, um z. B. das Kre­dit­ge­schäft auto­ma­ti­siert und damit effi­zi­ent betrei­ben zu können.

Was genau unter­schei­det Giro­match von ande­ren Kre­dit­markt­plät­zen und BPO-Anbietern?

Vie­le Kre­dit­markt­plät­ze fokus­sie­ren sich auf den Teil des Kre­dit­mark­tes, den Ban­ken nicht bedie­nen. Wir fin­den vor allem das klas­si­sche Ban­ken­seg­ment sehr span­nend, da hier bei den Ban­ken gro­ße Ver­än­de­run­gen pas­sie­ren müs­sen, bei denen wir dabei sein wol­len. Auf der Anla­ge­sei­te unter­schei­den wir uns dadurch von den meis­ten Anbie­tern, dass wir kei­ne Ein­zel­ri­si­ken ver­kau­fen. Bei uns kön­nen Anle­ger immer nur in ein gestreu­tes Port­fo­lio inves­tie­ren, das Deutsch­land­port­fo­lio. Beim The­ma BPO sind wir die ein­zi­ge Lösung, die den Ban­ken Fle­xi­bi­li­tät bei der Eigen­ka­pi­tal-Allo­ka­ti­on bie­tet. D.h. die Kre­di­te kön­nen ent­we­der On-Balan­ce gehal­ten wer­den oder über unse­ren Markt­platz an Anle­ger ver­trie­ben werden.

Wie wür­den Sie das Geschäfts­mo­dell von Giro­match bezeich­nen: B2C, B2B, B2B2C?

Da wir uns sowohl an Retail-Inves­to­ren als auch an pri­va­te Kre­dit­neh­mer rich­ten, betrei­ben wir auf dem ers­ten Blick klas­si­sches B2C-Geschäft. Aller­dings arbei­ten wir auch mit zahl­rei­chen Part­nern, wie Ban­ken und Finanz­dienst­leis­tern an Kom­plett­lö­sun­gen, bei­spiels­wei­se bei der Aus­bil­dungs- oder Gebraucht­wa­gen­fi­nan­zie­rung. Die­ser Teil unse­res Geschäfts ist B2B2C.

Wie sieht das Wett­be­werbs­um­feld von Giro­match aus, wel­ches sind aktu­ell die wich­tigs­ten Treiber?

Auf der einen Sei­te gibt es spe­zia­li­sier­te Ban­ken, die selbst schon digi­ta­les Kre­dit­ge­schäft betrei­ben, wie z.B. die SWK-Bank, ING-Diba oder Tar­go-Bank. Und dann gibt es natür­lich Ver­gleichs­platt­for­men oder auch ande­re Kre­dit­markt­plät­ze. Hier­von gren­zen wir uns aber klar ab. Im digi­ta­len White-Label-Ban­king gibt es noch nicht so vie­le Ange­bo­te im Markt, so dass hier noch genü­gend Platz ist. Und natür­lich ist das wach­sen­de E‑Commerce Geschäft ein sehr inter­es­san­ter Markt, auf dem man mit smar­ten IT-Lösun­gen Markt­an­tei­le gewin­nen kann.

Inwie­weit ist das Deutsch­land-Port­fo­lio innovativ?

Bis­her hat die Anla­ge­klas­se Pri­va­te-Debt haupt­säch­lich auf den Bank­bi­lan­zen statt­ge­fun­den. In der Ver­gan­gen­heit war es oft nicht attrak­tiv genug, Inves­to­ren für Kre­di­te zu begeis­tern, da die Trans­ak­ti­ons­kos­ten bei dem nied­ri­gen Zins­ni­veau viel von der Ren­di­te ver­schlin­gen. Das ist ins­be­son­de­re in einem klas­si­schen Nied­rig­zins­land wie Deutsch­land der Fall. Zuzu­schrei­ben ist das vor allem der hohen Rück­zah­lungs­men­ta­li­tät der Deut­schen. Durch die digi­ta­le und voll auto­ma­ti­sier­te Abwick­lung kön­nen wir das ändern und auch in einem Nied­rig­zins­um­feld bis zu 80% der Kre­dit­neh­mer­zin­sen an die Anle­ger wei­ter­lei­ten und somit eine attrak­ti­ve Anla­ge­mög­lich­keit schaf­fen. Der von Giro­match kon­stru­ier­te Algo­rith­mus bün­delt die Kre­di­te außer­dem so, dass eine mög­lichst brei­te Streu­ung hin­sicht­lich Sol­venz­kri­te­ri­en, Geo­gra­phie und Kre­dit­ver­wen­dung erreicht wird. Dem Inves­tor bie­tet sich so die Mög­lich­keit, zeit­gleich in eine Viel­zahl von unter­schied­li­chen Dar­le­hens­pro­jek­ten aus ganz Deutsch­land zu investieren.

Wie­so sind Sie der Ansicht, dass der Markt die­se Anla­ge­klas­se benö­tigt und dafür auf­nah­me­be­reit ist?

In einem Markt, der von nied­ri­gen Zin­sen geprägt ist, wer­den hän­de­rin­gend Anla­ge­pro­duk­te mit einem attrak­ti­ven Ren­di­te-Risi­ko­pro­fil gesucht. 2016 erziel­ten die Deutsch­land­port­fo­li­en im Schnitt eine Anla­ge­ren­di­te in Höhe von 3,65%. Die Auf­nah­me­be­reit­schaft wird sich stei­gern, je län­ger wir die­se posi­ti­ve Ent­wick­lung vor­wei­sen können.

Wie sicher sind die Anlagen?

Theo­re­tisch ist es natür­lich so, dass Anle­ger ihr gesam­tes Kapi­tal ver­lie­ren könn­ten. Das ist der Fall, wenn kein ein­zi­ger Kre­dit­neh­mer auch nur einen Cent zurück­zahlt und unser Inkas­so­part­ner selbst in gericht­li­chen Pro­zes­sen kom­plett erfolg­los bleibt. Das ist bei einer laut den Schufa-Sta­tis­ti­ken durch­schnitt­li­chen Rück­zah­lungs­quo­te von 97,5% der Deut­schen sehr unwahr­schein­lich. Zudem prü­fen wir jeden Kre­dit sehr inten­siv. Die Kre­di­te wer­den nach die­ser Prü­fung algo­rith­mus­ba­siert gestreut, so dass jedes Deutsch­land­port­fo­lio ein brei­tes Abbild der Kre­di­te lie­fert. Das ver­hin­dert Klum­pen­ri­si­ken und bie­tet eine höhe­re Sicher­heit als das her­kömm­li­che Peer-to-Peer-Len­ding, bei dem ein Anle­ger in ein­zel­ne Kre­di­te inves­tie­ren kann. Im Jahr 2016 hat­te kei­nes der drei Deutsch­land­port­fo­li­i­en einen Zah­lungs­aus­fall zu beklagen.

War­um glau­ben Sie, dass Ban­ken und Fin­tech-Start­ups nur gemein­sam bestehen können?

Durch die Digi­ta­li­sie­rung drän­gen immer mehr tech­ni­sche Inno­va­tio­nen und Pro­dukt­in­no­va­tio­nen auf den Markt. Inno­va­tio­nen, regu­la­to­ri­sche Anfor­de­run­gen und Kos­ten­ein­spa­run­gen gleich­zei­tig In-House umzu­set­zen, ist für vie­le Ban­ken fast unmög­lich. Und wenn, dann wird es bei dem inten­si­ven Wett­be­werb ver­mut­lich zu lan­ge dau­ern, zumal tech­no­lo­gi­sche Schwer­ge­wich­te wie Ama­zon, Apple und Face­book vor der Tür ste­hen und bes­te Vor­aus­set­zun­gen haben, in den Ban­ken­sek­tor ver­ti­kal vorzudringen.

Nimmt man alle die­se Punk­te zusam­men, erweist es sich also durch­aus als sehr rat­sam, über für alle Sei­ten gewinn­brin­gen­de Koope­ra­tio­nen in der eige­nen Wert­schöp­fungs­ket­te nach­zu­den­ken, sowohl für Ban­ken als auch für Fintechs und die End­kun­den. Ban­ken kön­nen somit einen kos­ten­op­ti­mier­ten und inno­va­ti­ven Green-Field-Ansatz imple­men­tie­ren und Fintechs kön­nen Ihre Inno­va­tio­nen schnell ska­lie­ren. Die­se Art der Koope­ra­ti­on, dass Fintechs als out­ges­ourc­ter Teil der Wert­schöp­fungs­ket­ten der Ban­ken agie­ren ist die logi­sche Kon­se­quenz, wenn man sich die Vor­aus­set­zun­gen in der deut­schen Ban­ken­land­schaft anschaut. Fintechs bie­ten oft opti­mier­te Nischen­lö­sun­gen an. Eine Aggre­ga­ti­on die­ser Ange­bo­te erfolgt am ein­fachs­ten über bestehen­de Kun­den­sam­mel­punk­te, die Ban­ken. Und die­se kön­nen durch Koope­ra­tio­nen ihren Inno­va­tions- und Kos­ten­op­ti­mie­rungs­pro­zess enorm beschleu­ni­gen. Das sehen wir als einen klas­si­schen Win-Win.

Wie kön­nen die orga­ni­sa­to­ri­schen und kul­tu­rel­len Hür­den bei der Zusam­men­ar­beit mit Ban­ken genom­men wer­den und was steht dem womög­lich entgegen?

Ban­ken müs­sen sich von der Vor­stel­lung lösen, alles selbst anbie­ten zu wol­len. Pro­dukt- und Ser­vice­in­no­va­tio­nen, Preis­stra­te­gien und eine zuneh­men­de digi­ta­le Affi­ni­tät sind Fak­to­ren, die den Wett­be­werb immens ver­schär­fen. Wenn ich die­se grund­sätz­li­che Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft tat­säch­lich will, dann kann letzt­end­lich jede Hür­de genom­men wer­den. Wenn ich den The­men aller­dings skep­tisch oder arro­gant begeg­ne, wird es wei­ter­hin vie­le Bar­rie­ren und Hür­den geben, die schwer zu über­win­den sind.

In wel­che Rich­tung wird sich das Geschäfts­mo­dell von Giro­match in den nächs­ten Jah­ren entwickeln?

In fünf Jah­ren möch­ten wir uns im Markt als digi­ta­le Ban­king-Platt­form eta­bliert haben, die ers­te Lösung im Markt für Finan­zie­rungs­pro­zes­se sein und das Deutsch­land­port­fo­lio als Anla­ge­klas­se fest eta­bliert haben.

Herr Busch­mann, vie­len Dank für das Gespräch!

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