Von Ralf Keuper

Die Fin­tech-Start­pus haben über einen lan­gen Zeit­raum von ihrem Sta­tus als Her­aus­for­de­rer der Ban­ken, als sym­pa­thi­sche Under­dogs pro­fi­tiert. Bis­lang haben sie es jedoch nicht ver­mocht, das Gesicht des Ban­king zu ver­än­dern – jeden­falls nicht in einer Wei­se, dass von “Dis­rup­ti­on” gespro­chen wer­den könn­te; eher im Gegen­teil. Da die Fin­tech-Start­ups von der Infra­struk­tur und der Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft der Ban­ken abhän­gig sind, tra­gen sie – so para­dox das klin­gen mag – zu einer Zemen­tie­rung der bestehen­den Defi­zi­te bei. Mit der rich­ti­gen Cus­to­mer Jour­ney – so eine gän­gi­ge Auf­fas­sung, mit mehr Kun­den­ori­en­tie­rung, und – natür­lich – durch noch mehr Digi­ta­li­sie­rung könn­ten die Ban­ken auch in Zukunft bestehen, was soviel bedeu­tet, dass sie ihr gewohn­tes Geschäfts­mo­dell wei­ter betrei­ben kön­nen – nur irgend­wie digi­ta­ler (Vgl. dazu: The Empire Strikes Back (White Paper CORE)).

Die Bilanz der Fin­tech-Start­ups, so nicht nur Julia Traut­mann in Labi­le Geschäfts­mo­del­le: Wie sicher sind FinTechs?, fällt dage­gen recht ernüch­ternd aus. Vie­les von dem, was Fin­tech-Start­ups ger­ne den Ban­ken vor­wer­fen, lässt sich auch den Fin­tech-Start­ups zur Last legen – wie in Sachen Trans­pa­renz. Auch die Arbeits­at­mo­sphä­re in der Start­up-Sze­ne ist längst nicht so ega­li­tär und fami­li­är, wie viel­fach ver­brei­tet wird (Vgl. dazu: Start­ups: Wir sind eine Fami­lie? Bull­shit! und  Unter­neh­mens­kul­tur der Start­ups: Tie­fe Krat­zer im Lack). Als Gegen­ent­wurf zur Arbeits­welt der “Old Eco­no­my” tau­gen Start­ups daher kaum.

Aber das eigent­li­che Pro­blem liegt woan­ders: Wie mitt­ler­wei­le auch McK­in­sey fest­ge­stellt hat, geht für die Ban­ken die größ­te Gefahr für ihr Geschäft nicht von den Fin­tech-Start­ups, son­dern von den gro­ßen Inter­net­kon­zer­nen aus (Vgl. dazu: For­get fintechs, banks need to worry about Ali­baba and Ama­zon).

Um die­ser Kon­kur­renz effek­tiv begeg­nen zu kön­nen, reicht Fin­tech bei wei­tem nicht aus. Künf­tig geht es um den Auf­bau und das Manage­ment gro­ßer digi­ta­ler Platt­for­men, die ver­schie­de­ne Dis­zi­pli­nen (Ban­king, Medien/​Enterainment, Logis­tik, Soft­ware, Hard­ware, IoT) auf sich ver­ei­ni­gen. Da haben Ama­zon & Co. der­zeit einen rie­si­gen – nahe­zu unein­hol­ba­ren – Vor­sprung. Fin­tech-Start­ups ver­fü­gen nicht über die nöti­ge Erfah­rung und Ska­lie­rung. Auch Open Ban­king wird dar­an m.E. wenig ändern. Da sind die Ban­ken deut­lich wei­ter. Fin­tech-Start­ups sind hier kei­ne Hilfe.

Das Ban­king ver­än­dert sein Gesicht – die Ban­ken­bran­che wird als Fol­ge der Auto­ma­ti­sie­rung wei­ter schrump­fen. Die gol­de­nen Jah­re, da dürf­te Rolf E. Breu­er rich­tig lie­gen, sind vor­bei (Vgl. dazu: Deut­sche Bank: Ex-Chef Rolf Breu­er rät vom Ban­king ab).

Ban­king wird Teil eines neu­en Sys­tem­zu­sam­men­hangs. Fin­tech kann bei die­sem Über­gang behilf­lich sein – mehr aber auch nicht.

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