Von Ralf Keuper
Die NZZ hat sich in den letzten Tagen in verschiedenen Beiträgen des Digitalen Banking angenommen, wie in Der Mensch bleibt und der Mensch ist limitiert.
Allen Bestrebungen der großen Technologiekonzerne wie Google und Apple sowie den Versuchen der diversen FinTech-Startups, in das Geschäft der Banken einzudringen, zum Trotz, glauben die Autoren, dass die persönliche Beratung den Ausschlag für die klassischen Universalbanken geben werde. Jedoch sei auf dem Weg dorthin die Digitalisierung konsequent voranzutreiben. Vor allem von der Analyse großer Datenmengen, wie sie in den Transaktionssystemen und den anderen Applikationen der Banken vorhanden sind, erhoffen sich die Autoren viel.
Das sind die bekannten Argumente, wie wir sie seit mehr als einem Jahr zu hören und zu lesen bekommen. Multikanal und neuerdings Digitale Service Center – und alles wird gut, so als habe sich die Umwelt nicht tiefgreifend verwandelt.
In der Disziplin Big Data können die Banken, bei allem Respekt, kaum mit Google, Apple, facebook und Amazon mithalten, zumal die Herausforderer ihren Fokus auf die externen Daten, wie sie im Netz zuhauf vorhanden sind, richten. Sie dominieren damit einen Medienkanal, der sich über die bisherigen gelegt hat, also auch über die der Banken. Daher werden die Versuche, die Kunden, wie in Zeiten der Filialen, nun einfach in die Digitale Bank zu locken, ihr Ziel auf Dauer verfehlen. Weder verfügen sie über den nötigen Content, noch über die nötigen Analytik-Fähigkeiten, noch über die Technologien, um den digitalen Ökosystemen Paroli bieten zu können. Sie sind schon jetzt von iOS und Android sowie vom Zugang zu den sozialen Netzwerken abhängig. Sie werden ihre Rolle erst noch finden müssen. Zu glauben, man könne künftig noch die ganz Bandbreite und Tiefe an Finanzdienstleistungen anbieten und an allen Stellen gleichzeitig mit der technologischen Entwicklung Schritt halten, an der man ohnehin nicht gestaltend mitwirken kann, ist schon ein wenig naiv bzw. Wunschdenken.
Zunächst sollten die Banken sich bemühen, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die Annahme, dass die Kunden im Fall einer Beratung zum persönlichen Gespräch zu ihrer Bank zurückfinden werden, steht mit der Realität nur bedingt im Einklang:
- Banken: Vertrauensdefizit bei Gewerbekunden
- Nichtbanken und verschlechterte Kundenbeziehungen setzen Privatkundenbanken unter Druck
Das sind die neuen Realitäten.
Update 25.04.2015:
Der gestrige Beitrag Digital Banking: Coolness statt Konditionen trifft es dagegen deutlich besser.
Update 11.06.2015:
Ein erneuter Rückschlag 😉 Digital Banking: Evolution statt Revolution
Update 29.06.2015:
Die Formkurve bleibt konstant 😉 Bildschirm contra Bankschalter