Von Ralf Keuper

In der Platt­form­öko­no­mie, wo sich die gro­ßen Inter­net­kon­zer­ne zwi­schen die Kun­den sowie Her­stel­ler und Händ­ler schie­ben und sich mit­tels Ver­hal­tens- und Bezahl­da­ten ein umfas­sen­des Bild des Kun­den machen kön­nen, besteht für die Unter­neh­men die aku­te Gefahr, den Kon­takt zum Kun­den zu ver­lie­ren. Um die Abhän­gig­keit von Apple, Goog­le, Ama­zon und Ali­baba zu lockern oder erst gar nicht in ihren Sog zu gera­ten, for­dert der Han­dels­ver­band Deutsch­land (HDE) in sei­nem Posi­ti­ons­pa­pier die For­cie­rung unter­neh­mens­über­grei­fen­der Sin­gle-Sing-On – Lösun­gen, wie sie in letz­ter Zeit ver­stärkt zu beob­ach­ten sind:

Allen Initia­ti­ven gemein­sam ist der Ansatz, Mehr­wer­te für den Ver­brau­cher zu schaf­fen. Es soll ihm ermög­licht wer­den, unter­neh­mens­über­grei­fend auf ein­fa­che Wei­se – ohne stän­dig neue und auf­wän­di­ge Regis­trie­rung – Dienst­leis­tun­gen in Anspruch zu neh­men, Ein­käu­fe zu täti­gen und Zah­lun­gen sicher und effi­zi­ent zu leis­ten. Dazu soll eine Infra­struk­tur geschaf­fen wer­den, die unab­hän­gig von den inter­na­tio­na­len Anbie­tern betrie­ben wird und den Anfor­de­run­gen der Teil­neh­mer an den Daten­schutz und die Daten­ver­wen­dung genügt. Es bie­ten sich Ansatz­punk­te für die Poli­tik, die unter­schied­li­chen, aber alle dem glei­chen Zweck die­nen­den Pro­jek­te zu ver­ei­nen. Somit kann einer erneu­ten Zer­split­te­rung, die wie­der­um den inter­na­tio­na­len Anbie­tern in die Hän­de spielt, ent­ge­gen­ge­wirkt werden.

Die Daten­ho­heit, dar­an las­sen die Autoren kei­nen Zwei­fel auf­kom­men, gehö­re in die Hän­de der Händler:

Eine grund­le­gen­de Vor­aus­set­zung für die Betei­li­gung des Han­dels an zen­tra­len Iden­ti­täts­platt­for­men ist der Erhalt der Daten­ho­heit über die eige­nen Trans­ak­ti­ons­da­ten. Eine zen­tra­le Daten­spei­che­rung – über die Stamm­da­ten der teil­neh­men­den Per­so­nen hin­aus – wird nicht tole­riert. Inso­fern ist es Auf­ga­be der Platt­for­men, aus­schließ­lich die not­wen­di­gen Daten zur Regis­trie­rung eines Ver­brau­chers vor­zu­hal­ten und alle wei­te­ren aus den Kon­tak­ten mit den jewei­li­gen Part­nern ent­ste­hen­den Daten nicht zu spei­chern oder zu verwenden.

Wei­ter­hin:

Nicht die zen­tra­le Daten­hal­tung soll im Fokus ste­hen, son­dern die Ver­knüp­fung von Pro­zes­sen mit ent­spre­chen­den Veri­fi­zie­rungs­da­ten­ban­ken. Nur so kann ein Gegen­ge­wicht zu den inter­na­tio­na­len Platt­for­men gesetzt wer­den, das Akzep­tanz im Han­del findet.

Mit dem neu­en Per­so­nal­aus­weis und der eID steht seit eini­ger Zeit eine Lösung bereit, mit der sich die Daten­ho­heit von Unter­neh­men und Nut­zern rea­li­sie­ren lässt. Es fehlt aller­dings die nöti­ge Infra­struk­tur und der poli­ti­sche Wil­le. Hier lohnt sich der Blick in die Schweiz oder nach Kana­da. In Kana­da steht mit Secure­Key bereits eine Infra­struk­tur zur Ver­fü­gung, die den Vor­stel­lun­gen des Han­dels hier­zu­lan­de in vie­len Punk­ten ent­ge­gen kommt. Dort haben Ban­ken, Tel­cos und die Regio­nal­re­gie­run­gen ein Kon­sor­ti­um gebil­det, um einen Digi­tal Iden­ti­ty Super­clus­ter zu för­dern, wie u.a. in Big banks and tel­cos back­ing $185 M super­clus­ter bid for natio­nal digi­tal iden­ti­ty sys­tem berich­tet wird.

In Deutsch­land sind wir davon noch weit ent­fernt. Statt­des­sen geht hier der Trend zunächst ein­mal in Rich­tung Insel­lö­sun­gen. Im Grun­de genom­men brau­chen wir so etwas wie eine Initia­ti­ve D21. Deren erklär­tes Ziel war bzw. ist es, eine über­grei­fen­de Stra­te­gie für den Auf­bau bzw. Aus­bau der Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft in Deutsch­land zu ent­wi­ckeln, um dem dro­hen­den Rück­stand Deutsch­lands ent­ge­gen­zu­wir­ken. Auf euro­päi­scher Ebe­ne brau­chen wir ähn­li­ches – eIDAS allei­ne wird wohl nicht reichen.

Cross­post von Iden­ti­ty Economy

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