Von Ralf Keuper

Der Legen­de nach schlug die Geburts­stun­de der Kre­dit­kar­te, als Frank McN­ame­ra im Jahr 1950 nach dem Mit­tag­essen in einem Restau­rant bemerk­te, dass er sein Porte­mon­naie ver­ges­sen hat­te. Als Sicher­heit hin­ter­ließ er sei­ne Visi­ten­kar­te. Der Vor­gang war ihm jedoch so pein­lich, dass er beschloss, eine Kre­dit­kar­ten­ge­sell­schaft zu grün­den: Diners Club[1]Die Geschich­te der Kre­dit­kar­te: von Diners Club bis Mas­ter­card & Visa. In den Jahr­zehn­ten danach wur­de die Kre­dit­kar­te für vie­le Pri­vat­kun­den und Unter­neh­men zum bevor­zug­ten Zahlungsmittel.

Die deut­schen und euro­päi­schen Ban­ken wur­den von dem Erfolg der Kre­dit­kar­te in den 1970er und 1980er Jah­ren auf­ge­schreckt. Mit der Ein­füh­rung des Euro­che­ques und der EC-Kar­te gelang es dem euro­päi­schen Kre­dit­ge­wer­be, die Ver­brei­tung von Mas­ter­card, Visa, Diners Club und Ame­ri­can Express zu ver­lang­sa­men[2]Ban­king in der Retro­spek­ti­ve: Als die Kre­dit­kar­te den Euro­che­que ablö­sen soll­te[3]Die Geschich­te der EC-Kar­te und des Euro­che­que als Mah­nung und Inspi­ra­ti­on für die euro­päi­sche Kre­dit­wirt­schaft. Auf­hal­ten konn­ten sie den Trend zur Kre­dit­kar­te jedoch nicht.

Im Jahr 2020 lag die Zahl der in Deutsch­land her­aus­ge­ge­be­nen Kre­dit­kar­ten bei ca. 40,5 Mio.[4]Nut­zung von Kre­dit­kar­ten in Deutsch­land. Lang­jäh­ri­ger Markt­füh­rer in Deutsch­land war Mas­ter­card. Inzwi­schen liegt Visa knapp vor Mas­ter­card. Obwohl die Nut­zung der Kre­dit­kar­te in Deutsch­land stark zuge­nom­men hat, sinkt der durch­schnitt­li­che Betrag pro Trans­ak­ti­on, was von Markt­be­ob­ach­tern auf die Ver­brei­tung des Online­shop­ping zurück­ge­führt wird[5]Bei den Kre­dit­kar­ten muss man zusätz­lich zwi­schen den ech­ten und unech­ten unter­schei­den. Unech­te Kre­dit­kar­ten sind jene ohne Kre­dit­funk­ti­on. In Deutsch­land haben ledig­lich 14,4 Pro­zent der … Con­ti­nue rea­ding. Die Kre­dit­kar­ten­un­ter­neh­men reagie­ren dar­auf u.a. mit der Ein­füh­rung neu­er Bezahl­mo­del­le wie Buy Now Pay Later[6]Why buy now, pay later is about to be ever­y­whe­re. Sicht­bar wird der Wan­del im Zah­lungs­ver­kehr auch in der Ankün­di­gung von Mas­ter­card, sich nach drei­ßig Jah­ren von Maes­tro, dem welt­weit ers­ten Online-Point-of-Sale-Debit-Netz­werk, zu ver­ab­schie­den[7]War­um sich die­ser Maes­tro nach 30 Jah­ren zur Ruhe setzt. Die Evo­lu­ti­on der Bezahl­ver­fah­ren erreicht damit eine neue Stu­fe[8]Die Evo­lu­ti­on von Mobi­le Pay­ment.

In der offi­zi­el­len Mit­tei­lung begrün­det Mas­ter­card den Schritt mit dem Wachs­tum des Online­han­dels. “Nach­dem sie ursprüng­lich für eine phy­si­sche Welt geschaf­fen wur­den, kön­nen Maes­tro-Kar­ten nicht durch­gän­gig für Zah­lun­gen im Online­han­del genutzt wer­den, unter ande­rem weil die Num­mern­kon­ven­tio­nen der Maes­tro-Kar­ten (bis zu 19 Zif­fern) nicht mit den übli­cher­wei­se genutz­ten E‑Com­mer­ce-Por­ta­len kom­pa­ti­bel ist”. Schon kommt die Fra­ge auf, ob das Ende von Maes­tro auch das Ende von der Giro­card bedeu­tet[9]Naht das Ende der Giro­card?. Bis­lang konn­ten Deut­sche dank der Maes­tro-Funk­ti­on im Aus­land mit ihrer Giro­card bezah­len[10]Maes­tro Mas­ter­Card – Ist Maes­tro das­sel­be wie Mas­ter­Card?.

Jür­gen Moor­mann von der Frank­furt School of Finan­ce und ande­re ver­mu­ten indes, dass die Kreditkartenunternehme…