Von Ralf Keuper

Wer hin und wie­der mal ein Auge auf die Emp­feh­lun­gen der Akti­en­ana­lys­ten wirft, kann sich des Ein­drucks nur schwer erweh­ren, dass ihre Arbeit unter dem Mot­to steht:

Kei­ner weiss bescheid, aber alle machen mit.

Was heu­te noch ein Top-Per­for­mer war, kann tags drauf schon ein Unter­neh­men sein, von des­sen Akti­en man sich gar nicht schnell genug tren­nen kann. Wer den recht­zei­ti­gen Aus­stieg ver­passt hat, u.a. des­halb, da ande­re Ana­lys­ten zur sel­ben Zeit einen kon­trä­ren Rat gaben, fühlt sich dann, wie­der­um auf Rat ande­rer Ana­lys­ten, mit der Hold-Stra­te­gie ganz glück­lich. Nicht sel­ten darf sich der Anle­ger für einen Lieb­ling der Göt­ter hal­ten, wenn er von ein und dem­sel­ben Ana­lys­ten bzw. der Bank über einen län­ge­ren Zeit­raum eine kon­stan­te Ein­schät­zung sei­ner bevor­zug­ten Akti­en erhält.

Wer nun auf der Suche nach einer plau­si­blen Erklä­rung für die­ses Stim­men­wirr­warr unter den Akti­en­ana­lys­ten ist, oder danach, wie er damit umzu­ge­hen hat, fährt viel­leicht nicht schlecht mit dem Rat, den Carl von Clau­se­witz ange­hen­den Offi­zie­ren der preu­ßi­schen Armee gab:

Ein gro­ßer Teil der Nach­rich­ten, die man im Krie­ge bekommt, ist wider­spre­chend, ein noch grö­ße­rer ist falsch und bei wei­tem der größ­te einer ziem­li­chen Unge­wiß­heit unter­wor­fen. Was man hier vom Offi­zier for­dern kann, ist ein gewis­ses Unter­schei­den, was nur Sach- und Men­schen­kennt­nis und Urteil geben kön­nen. Das Gesetz des Wahr­schein­li­chen muss ihn lei­ten. Die­se Schwie­rig­keit ist nicht unbe­deu­tend bei den ers­ten Ent­wür­fen, die auf dem Zim­mer und noch außer der eigent­li­chen Kriegs­sphä­re gemacht wer­den, aber unend­lich grö­ßer ist sie da, wo im Getüm­mel des Krie­ges selbst eine Nach­richt die ande­re drängt; ein Glück noch, wenn sie, ein­an­der wider­spre­chend, ein gewis­ses Gleich­ge­wicht erzeu­gen und die Kri­tik selbst herausfordern.

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