Von Ralf Keuper

Bis­lang beschränk­ten sich sich Mel­dun­gen von Fili­al­schlie­ßun­gen fast aus­schließ­lich auf Ban­ken mit aus­ge­dehn­tem Fili­al­netz, wie Spar­kas­sen, Volks­ban­ken oder die Deut­sche Bank. Nun aber ver­kün­det die San­tan­der Bank 100 von 300 Filia­len in Deutsch­land zu schlie­ßen, wie u.a. in San­tan­der Deutsch­land streicht 600 Stel­len und 100 Filia­len berich­tet wird. Von den Stel­len­strei­chun­gen sind kei­nes­falls nur die Filia­len betrof­fen; so wird die SEB-Ver­wal­tung in Frank­furt kom­plett geschlos­sen. Sogar am Haupt­sitz in Mön­chen­glad­bach, wo die Auto­ma­ti­sie­rung im Ver­gleich zu den ande­ren Ban­ken in Deutsch­land schon weit fort­ge­schrit­ten ist, kommt es zu Per­so­nal­ab­bau, wie in San­tan­der streicht 100 Stel­len in Mön­chen­glad­bach zu erfah­ren ist. Da fragt man sich, wie groß der Hand­lungs­druck bei den Spar­kas­sen, Volks­ban­ken und ins­be­son­de­re bei der Com­merz­bank ist. Letz­te­re wirbt ja damit, an der Filia­le fest- und deren Zahl mög­lichst kon­stant zu hal­ten. Zuletzt muss­te die Com­merz­bank für das ers­te Halb­jahr einen Ver­lust von 406 Mil­lio­nen Euro ver­mel­den. Es darf dar­über gerät­selt wer­den, ob der neue Groß­ak­tio­när, der Finanz­in­ves­tor Cer­be­rus, die Stra­te­gie der Bank unterstützt.

In Öster­reich muss­te die Ers­te Group sin­ken­de Erträ­ge mel­den. Den Ertrags­rück­gang führt die Bank, abge­se­hen vom Nied­rig­zins­ni­veau, vor allem auf die wach­sen­de Kon­kur­renz im Netz zurück, womit in ers­ter Linie nicht die Fin­tech-Start­ups gemeint sind:

Befeu­ert wird der Kos­ten­druck von der Kon­kur­renz aus dem Inter­net, die Bil­lig­kon­ten und ‑zah­lungs­ver­kehr anbie­tet. Treichl fürch­tet aller­dings die “vie­len, klei­nen Fintechs” nicht. “Das Bank­ge­schäft kön­nen wir ein­fach bes­ser”, ist er über­zeugt. Was dem Ers­te-Group-Chef Sor­gen macht, sind “die gro­ßen Inter­net-Play­er”. Wenn sie Zah­lungs­ver­kehr und ande­re Bank­diens­te anbie­ten, ohne die Regeln der Ban­ken befol­gen zu müs­sen, wer­de es schwie­rig (in: Kon­kur­renz aus dem Netz wächst: Ers­te Group muss wei­ter spa­ren)

Zah­lungs­ver­kehr bie­ten Apple, Sam­sung, Goog­le, Ama­zon und Ali­baba bereits an. Rich­tig ist: Die Fin­tech-Start­ups sind nicht das Pro­blem – sie sind Teil des Pro­blems, da sie das Ver­har­ren in über­kom­me­nen Struk­tu­ren und Geschäfts­mo­del­len noch ver­stär­ken, wor­über hip­pe Fea­tures nicht hin­weg­täu­schen kön­nen. Sie wol­len letzt­lich die bes­se­re Bank sein – das kön­nen die ech­ten Ban­ken auf Dau­er genau­so gut oder bes­ser. Die Her­aus­for­de­rung liegt aller­dings woan­ders. Inso­fern sind die Ban­ken gut bera­ten, ihre Blick­rich­tung, ihr Bezugs­sys­tem zu ändern (Vgl. dazu: Ver­wen­den wir im Ban­king noch das pas­sen­de Bezugs­sys­tem?). Der Rück­gang der Filia­len ist dafür ein Sym­ptom. Zu glau­ben, die­sen Wan­del mit Gebüh­ren­er­hö­hun­gen auf­hal­ten zu kön­nen, ist rea­li­täts­fern, da im Gegen­satz zu frü­her, Alter­na­ti­ven vor­han­den sind und noch wei­te­re hin­zu kom­men wer­den, von Anbie­tern, die eben nicht die bes­se­re Bank sein wol­len und auch nicht müs­sen. Für sie ist Ban­king ein Teil eines über­grei­fen­den Geschäftsmodells.

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