Von Ralf Keuper

In einem hörens­wer­ten Radio­in­ter­view auf Breit­band bezeich­net Key Poust­tchi von der For­schungs­grup­pe wi-mobi­le an der Uni­ver­si­tät Augs­burg App­les kürz­lich vor­ge­stell­te Lösung für das mobi­le Bezah­len, Apple Pay, als einen ins­ge­samt gelun­ge­nen stra­te­gi­schen Zug und das, wie er es nennt, letz­te Puz­zle­stück für die uni­ver­sel­le Emp­feh­lungs­macht. Durch die­sen Lücken­schluss sei es Apple, aber auch ande­ren Anbie­tern daten­ge­trie­be­ne­n­er Diens­te, wie Goog­le, face­book und Ama­zon, künf­tig mög­lich, ein voll­stän­di­ges Bild über den End­kun­den zu erhalten.
Dane­ben räumt Poust­tchi in dem Inter­view auch mit eini­gen Ste­reo­ty­pen auf, die sich im Zusam­men­hang mit der Akzep­tanz mobi­ler Bezahl­ver­fah­ren, ins­be­son­de­re in Deutsch­land, eta­bliert haben.

Dadurch, dass sich Apple eben­so wie ande­re Neue Medi­en­kon­zer­ne zwi­schen die Kun­den, Händ­ler und die Bank schal­ten, und, gestützt auf ihre Daten­be­stän­de wie auch Algo­rith­men, Emp­feh­lun­gen für bestimm­te, Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen geben kön­nen, fällt ihnen eine nicht zu unter­schät­zen­de Macht­po­si­ti­on zu. Im Extrem­fall könn­ten sie einen ent­schei­den­den Ein­fluss auf das Kauf­ver­hal­ten der Kun­den neh­men. Dar­in liegt die eigent­li­che Bedro­hung für Ban­ken und ande­re Finanz­dienst­leis­ter. Da grei­fen die Maß­nah­men, um in den Ban­ken die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on vor­an­zu­brin­gen, u.a. über die Ein­füh­rung des Omni­ka­nal-Ver­triebs, zu kurz – sie errei­chen ihr Ziel nicht – ihre Reich­wei­te ist zu gering. Die Wei­chen wer­den von ande­ren gestellt.

Schon sind Stim­men zu ver­neh­men, die den Ban­ken raten, erst gar nicht in den Wett­lauf bei den Mobi­le Pay­ments ein­zu­stei­gen, son­dern statt­des­sen auf die neu­es­ten Ana­ly­ti­schen Appli­ka­tio­nen, wie IBM’s Wat­son, zu set­zen. Dem­nach sol­len die Ban­ken gleich meh­re­re Stu­fen über­sprin­gen und sich mit Appli­ka­tio­nen aus dem wei­ten Feld der künst­li­chen Intel­li­genz beschäf­ti­gen. Jedoch, selbst wenn die­ser Sprung gelin­gen soll­te, wer­den die Ban­ken es sehr schwer haben, mit Unter­neh­men wie Goog­le und Ama­zon, die bereits aus­ge­feil­te Algo­rith­men ein­set­zen, gleich zu zie­hen. Aber auch dann wäre es nur ein Schein­erfolg, da Goog­le, Ama­zon, face­book, Apple, Ali­baba & Co. auf ein deut­li­ches grö­ße­res Daten­vo­lu­men zugrei­fen kön­nen, als die Ban­ken. Die Ban­ken kom­men an bestimm­te Daten schlicht nicht mehr heran.

In gewis­ser Wei­se lässt sich die Unter­schei­dung machen, dass Ama­zon, Goog­le & Co einen guten Über­blick der Daten erhal­ten, die die Kun­den bis zu ihrer end­gül­ti­gen Ent­schei­dung ansam­meln, wäh­rend die Ban­ken die Daten bzw. Infor­ma­tio­nen zu Gesicht bekom­men, die nach der Ent­schei­dung des Kun­den anfal­len. Über­spitzt for­mu­liert: Wäh­rend Ama­zon, Goog­le & Co die Sicht auf das gegen­wär­ti­ge und in naher Zukunft zu erwar­ten­de Ver­hal­ten der Kun­den haben, bekom­men die Ban­ken nur die Ver­gan­gen­heit zu sehen. Bild­lich gespro­chen: Die Ban­ken kom­men min­des­tens einen Schritt zu spät.

In einem Inter­view hat sich Apple-Chef Tim Cook unlängst von den sog. Daten­kra­ken distan­ziert. App­les Ziel sei es nicht, die per­sön­li­chen Daten der Kun­den für kom­mer­zi­el­le Zwe­cke zu ver­wen­den. Sogleich mel­de­te Natha­ni­el Mott auf pan­do­dai­ly Zwei­fel an, ob die Kun­den­da­ten bei Apple wirk­lich sicher vor frem­den Zugriff sind. Auch App­les kürz­lich ver­öf­fent­lich­ter Rechen­schafts­be­richt über die Sicher­heit und Pri­vat­heit ver­moch­te Motts Zwei­fel noch nicht voll­stän­dig zu zerstreuen.

Nach­trag:

Den Hin­weis auf das Inter­view mit Key Poust­tchi habe ich dem lesens­wer­ten Arti­kel “Bezahl­da­ten sind das letz­te Puz­zle­stück” von Frie­de­mann Brenn­eis entnommen.

Wei­te­re Informationen:

Ist der Weg in die bar­geld­lo­se Gesell­schaft vorprogrammiert?

Yvonne Hof­stet­ter: „Sie wis­sen alles“ – Wir und unse­re vir­tu­el­len Zombies

All­wis­sen­de Händ­ler, genüg­sa­me Datenschützer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert