Von Ralf Keuper
Anders, als häufig angenommen, befinden wir uns keineswegs in einem Zeitalter bahnbrechender Innovationen – im Gegenteil. Stattdessen kann, so Thomas Ramge und Volker Meyer-Schönberger in ihrem Buch Machtmaschinen, von einem rasenden Technologiestillstand die Rede sein. Die großen Technologiekonzerne wie Google, Amazon, Apple, Microsoft und Facebook haben in den USA zu einer Machtkonzentration geführt, deren Wirkungen innovationshemmend sind. Es besteht für Google & Co. schlicht kein Anreiz, besonders innovativ sein zu müssen. Falls ein potenzieller Mitbewerber, ein Startup, die Bühne betritt und in die “Killing Zone” eindringt, wird ihm entweder das Wasser abgegraben oder es wird aufgekauft, wobei Geld eine untergeordnete Rolle spielt. Lieber erwirbt man ein Startup zu einem horrenden Preis, wie Facebook im Fall von Whats App, als das Risiko einzugehen, Marktanteile an einen Newcomer zu verlieren, der irgendwann selbst für facebook zu teuer ist. Bevor die Startups die schöpferische Zerstörung einleiten können, die Schumpeter als wesentlich für die Innovationsfähigkeit betrachtet, sind sie schon verschwunden. Ihre Gründer sind dabei nicht selten zu Multi-Millionären oder Milliardären geworden. Davon konnten die Gründer der Vergangenheit nur träumen[1]Machtmaschinen. Warum Datenmonopole unsere Zukunft gefährden und wie wir sie brechen.
Aber, wer wollte es den Gründern, wie beispielsweise denen von WhatsApp, verübeln, wenn Mark Zuckerberg beim gemeinsamen Abendessen im privaten Rahmen ein Angebot macht, das wohl nur maximal 1 Person von 1 Million ausschlagen würde?
Brian Acton, einer der Gründer von WhatsApp, beschreibt das so:
Wenn einer mit einem so großen Geldkoffer auftaucht, dann musst du Ja sagen, alles andere wäre irrational. Eine oder zwei Milliarden abzulehnen ist schön und gut, aber zwanzig Milliarden? Das hebt die Sache in eine völlig andere Dimension. Wie willst du deinen Investoren, deinen Angestellten … deiner Mutter erklären, dass du zwanzig Milliarden Dollar in den Wind geschlagen hast? (in: Facebook. Weltmacht am Abgrund)
Wir befinden uns daher, so der CTO der Software AG sowie CEO von Cumlocity, Bernd Gros, in einer Spider Economy[2]Beware the spider economy:
Damit meine ich eine Wirtschaft, in der große Technologieunternehmen – die Spinnen – die innovativen Newcomer – die “Fliegen” – einfangen und verschlingen. Wenn das nicht möglich ist, dann bringen sie ihre eigenen, wettbewerbsverzerrenden Nachahmer auf den Markt.
Alles, was ihre Marktstellung bedrohen und ihre Produkte und Lösungen alt aussehen lassen könnte, wird entweder aufgekauft oder kopiert. Dank ihrer finanziellen Möglichkeiten und Reichweite bzw. dank ihrer Netzwerkeffekte, können die großen Technologiekonzerne ihre eigenen Lösungen am Markt durchdrücken, selbst wenn sie technologisch alles andere als innovativ sind. Statt Innovation handele es sich, so Gros, um Renovation/Renovierung – um Verwässerung.
Als Amazon seine eigenen Markenprod…