Von Ralf Keuper 

In ihrem sehens- und hörens­wer­ten Vor­trag Von der Netz­werk­ge­sell­schaft zur Platt­form­ge­sell­schaft for­mu­lie­ren und erläu­tern Sebas­ti­an Gieß­mann und Micha­el See­mann ihre vier The­sen zur Plattformgesellschaft:

  1. Platt­for­men sind Selek­ti­ons­pro­zes­se. Die Platt­form­ge­sell­schaft wird getrie­ben von den Netz­werk­ef­fek­ten poten­ti­el­ler Selek­tio­nen. [unser Bei­spiel dazu: die Geschich­te der Telefonvermittlung]
  2. Platt­for­men set­zen Stan­dards. Die Platt­form­ge­sell­schaft beruht auf Platt­form­öko­no­mien, die Ver­trau­en, Kon­trol­le und Stan­dar­di­sie­rung mit­ein­an­der kom­bi­nie­ren. [unser Bei­spiel dazu: die Geschich­te der Kreditkarte]
  3. Platt­for­men sind Koope­ra­ti­ons­be­din­gun­gen. Die Platt­form­ge­sell­schaft braucht Platt­for­men, um Koope­ra­ti­on zu orga­ni­sie­ren. Gene­ra­ti­vi­tät wird ein­ge­schränkt, bleibt aber bei zen­tra­len und dezen­tra­len Platt­for­men mög­lich. [unser Bei­spiel dazu: Apple vs. Linux]
  4. Platt­for­men redu­zie­ren Selek­ti­ons­op­tio­nen. Die Platt­form­ge­sell­schaft orga­ni­siert sich über sich zuneh­mend aus­dif­fe­ren­zie­ren­de und ein­an­der nicht riva­li­sie­ren­de Platt­for­men. [unser Bei­spiel dazu: die Ent­wick­lung der Social Media]

Uns soll hier vor allem die The­se 2 Die Platt­form­ge­sell­schaft beruht auf Platt­form­öko­no­mien, die Ver­trau­en, Kon­trol­le und Stan­dar­di­sie­rung mit­ein­an­der kom­bi­nie­ren inter­es­sie­ren. Als Bei­spiel für eine Platt­form, die auf Stan­dards setzt und als Ver­trau­ens­ver­mitt­ler fun­giert, brin­gen Gieß­mann und See­man die ers­te moder­ne Kre­dit­kar­te von Diners Club.

Der eigent­li­che Clou war der Magnet­strei­fen, durch des­sen Ein­füh­rung die Digi­ta­li­sie­rung im Ban­king vor­an schritt. Die Kre­dit­kar­te wur­de zu einer Kar­te mit Ver­trau­ens­tech­no­lo­gie. Mit der Ent­wick­lung beauf­tragt wur­de IBM, wo man bereits 1960 den ers­ten Pro­to­typ einer Kre­dit­kar­te ent­wi­ckel­te. Im Jahr 1969 führ­te IBM die Magnet­strei­fen­tech­no­lo­gie am Markt ein. Damit war der Sie­ges­zug der Kre­dit­kar­te nicht mehr aufzuhalten.

In ihrer Exis­tenz bedroht wer­den die Kre­dit­kar­ten­un­ter­neh­men der­zeit von den mobi­len Bezahl­lö­sun­gen wie Apple Pay, Ven­mo, Sam­sung Pay und eini­gen Fin­Tech-Start­ups.

Wel­cher Platt­form gelingt es am über­zeu­gends­ten, Ver­trau­en, Kon­trol­le und Stan­dar­di­sie­rung mit­ein­an­der zu kom­bi­nie­ren – Apple, Goog­le, Sam­sung, Pay­Pal mit Ven­mo und Brain­tree oder eini­ge Fin­Tech-Start­ups? Sind mobi­le End­ge­rä­te und/​oder Mobi­le Wal­lets die neu­en Platt­for­men? Wach­sen Apple, Sam­sung & Co. damit auto­ma­tisch in die Rol­le der neu­en Ver­trau­ens­ver­mitt­ler, nicht zuletzt, da sie die Ver­trau­ens­tech­no­lo­gien beherr­schen? Wel­che Fol­gen hät­te das für die Kre­dit­kar­ten­un­ter­neh­men und vor allem für die Ban­ken? Was, d.h. wel­che Plattform(en) kön­nen sie dem ent­ge­gen­set­zen? Auf wel­che Ver­trau­ens­tech­no­lo­gie wol­len sie set­zen – die Blockchain?

Wei­te­re Informationen:

Geschich­te der Kreditkarten

Mehr als Plas­tik: die Erfin­dung der Chipkarte

Chip schlägt Magnetstreifen

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