Von Ralf Keuper
Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder Versuche sog. Non-Banks, den Banken ihr Geschäft streitig zu machen. Der Erfolg blieb bisher weit hinter den Erwartungen zurück. Insofern überrascht es nicht, dass die Banken auf die aktuellen Herausforderungen durch die diversen FinTechs mit einer Mischung aus Ignoranz und demonstrativer Gelassenheit reagieren. Viele der Herausforderer der Vergangenheit sind als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet.
Über die Jahre haben sich viele Studien mit der Bedeutung der Non-Banks und der daraus für die Banken resultierenden Gefahren auseinandergesetzt. In verschiedenen Beiträgen auf diesem Blog habe ich das Thema behandelt:
- Déjà-vu: Konkurrenz durch Non- und Near-Banks (Retrospektive)
- New Banking – Ein Blick zurück in die Zeit um die Jahrtausendwende
- Limited-Purpose Banks: Chancen und Risiken
Noch etwas weiter zurück, in die Jahre 1980–1983, reicht der Aufsatz Banks and nonbanks: The horse race continues, der im Netz zum Download zur Verfügung steht.
Darin teilten die Autoren die Herausforderer in vier verschiedene Gruppen ein:
- Retailers (Sears, J.C. Penney, Montgomery Ward)
- Industrials (GM, Ford, Chrysler, IBM, GE …)
- Diversified Financials (American Express, Merrill Lynch, Avco ..)
- Insurance Companies (Prudential, The Travelers …)
Jede der Gruppen wird einer Analyse unterzogen mit Blick auf Geschäftsvolumen, Profitabilität und Langfristige Perspektiven. Unterm Strich kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass es keiner der Gruppen, trotz einiger beachtlicher Erfolge, gelungen war, die Banken aus ihrem Geschäft zu verdrängen oder ihnen auch nur entscheidende Marktanteile abzujagen. Vielmehr bestätigte sich hier die alte Kaufmanns-Weisheit: Konkurrenz belebt das Geschäft. Nach den Anfangserfolgen holten die Herausforderer die Mühen der operativen Ebene schnell ein, währenddessen die Banken die Impulse aufnahmen, ihre Angebote entsprechend anpassten und Geschäft zurück holen konnten.
However, the limited evidence we have reviewed suggests that banks will improve their chances by competing successfully against their nonbank competitors as geographic and product restrictions are relaxed.
Der Befund der Autoren gilt m.E. auch für die meisten der FinTech-Startups. Zusammengenommen stellen sie keine ernsthafte Bedrohung für das Geschäftsmodell der Banken dar. Früher oder später holen auch sie die Mühen der Ebene ein und die Vorteile des Newcomers schwinden dahin. So langsam sind die Banken dann doch wieder nicht, als dass sie die Impulse nicht aufnehmen könnten, wie es ihnen bereits mehrfach in der Geschichte gelungen ist. Ein Blick auf das P2P Lending zeigt wohin die Reise geht.
Nein, die echte Bedrohung liegt woanders. Bisher verfügten die Banken über ein Distributionsnetz, das dem selbst der größten Einzelhändler, wie Sears, mindestens ebenbürtig war. Keinem der Herausforderer ist gelungen, sich dauerhaft zwischen die Kunden und die Bank zu schieben. Das ist heute anders. Die Kommunikations- und Distributionskanäle werden von den Internetkonzernen durch einen Mix aus Hardware, Software, Payments, Inhalt und Logistik beherrscht. Aus dieser Position werden sie sich kaum noch verdrängen lassen. An ihnen führt kaum noch ein Weg vorbei, wie aktuell nicht nur das Beispiel Apple Pay zeigt. Und wenn man dann noch die Digitalen Währungen und die Blockchain-Technologie dazu nimmt …