Von Ralf Keuper

Das The­ma Ethik wird im Ban­king bereits von den sog. Ethik-Ban­ken besetzt. Dabei geht es in ers­ter Linie um Anla­gen, die ethi­schen Prin­zi­pi­en fol­gen, d.h. die Invest­ments müs­sen mora­li­sche, sozia­le und öko­lo­gi­sche Kri­te­ri­en erfül­len. Bekann­te Ethik-Ban­ken sind die GLS Bank, die Ethik­Bank und Triodos. Die Hoff­nung vie­ler, die Finanz­kri­se wür­de den Ethik-Ban­ken Auf­trieb ver­lei­hen, hat sich bis­her nicht bestä­tigt. Ethi­sches Bank bleibt bis auf wei­te­res ein Nischen­markt.

Ethi­sche Fra­ge­stel­lun­gen bekom­men im Ban­king jedoch von ande­rer Sei­te neu­es Gewicht. Gemeint ist damit die Fra­ge nach der Daten­ho­heit, der Daten­sou­ve­rä­ni­tät der Kun­den. Bis heu­te ist es so, dass die Kun­den für “kos­ten­lo­se” Diens­te im Inter­net mit ihren Daten bezah­len. Inter­net­kon­zer­ne wie Goog­le und face­book ver­die­nen damit Mil­li­ar­den, wie aus The eco­no­mic value of per­so­nal data for online plat­forms, firms and con­su­mers her­vor­geht. Der Ein­satz sog. Bots im Ban­king, kann das Macht­un­gleich­ge­wicht noch verstärken.

Nicht weni­ge for­dern die Ban­ken dazu auf, in das Wett­ren­nen um die Kun­den­da­ten mit­tels Big Data ‑Tech­no­lo­gien ein­zu­stei­gen. Ganz abge­se­hen davon, ob die­se Stra­te­gie zu den gewünsch­ten öko­no­mi­schen Ergeb­nis­sen (Per­so­na­li­sie­rung, Cross Sel­ling etc.) führt, han­delt es sich dabei um ein zwei­schnei­di­ges Schwert. Kann eine Bank ein Inter­es­se dar­an haben, mit den sog. “Daten­kra­ken” auf eine Stu­fe gestellt zu wer­den; wider­spricht das nicht ihrem Auf­trag als Treu­hän­der der Kun­den und deren öko­no­mi­schen Inter­es­sen? Wäre es da nicht bes­ser, sich als Anwalt der Kun­den zu posi­tio­nie­ren? Könn­ten Ban­ken sich nicht als sog. Algo­rith­mic Angels empfehlen?

In We Need Algo­rith­mic Angels beschreibt Jar­no Kopo­nen die Ser­vices eines Algo­rith­mic Angel:

  • Your intel­li­gent digi­tal guar­di­an pro­tects you from algo­rith­mic mani­pu­la­ti­on that rest­ricts your per­so­nal free­dom. An algo­rith­mic gui­de helps you by poin­ting out or nega­ting the effects of obtru­si­ve per­so­na­liza­ti­on. It reve­als and chal­lenges the algo­rith­ms that are ser­ving someone else’s inte­rests too aggressively. ..
  • Algo­rith­mic guar­di­ans shield you from intru­si­ve sur­veil­lan­ce. Your angel makes you eit­her reco­gnizable or anony­mous when you choo­se to be. The guar­di­an alters your appearance accor­ding to your wis­hes so that you can use dif­fe­rent ser­vices with dif­fe­rent sets of per­so­nal pre­fe­ren­ces and iden­ti­ties. You’re able to choo­se your own appearan­ces and identity. ..
  • Algo­rith­mic angels give you con­trol over your per­so­nal data and impro­ve your online secu­ri­ty. Your guar­di­an ensu­res that you con­trol your own data flows. It helps you to deci­de who can access your digi­tal trails. Your scat­te­red and frag­men­ted algo­rith­mic self is in your con­trol when nee­ded. Your aid keeps your per­so­nal data safe and in your own hands by making sure your back­ups and pass­words are safe. You deci­de what is remem­be­red and what is forgotten.

Wäre es nicht lang­sam an der Zeit für eine Bank, die sich der digi­ta­len Ethik annimmt – wie eine Per­so­nal Data Bank? Kris­tin Moy­er scheint in Screen Scra­ping vs. APIs Is a Side­show. Here’s the Real Batt­le die­ser Ansicht zu sein:

The oppor­tu­ni­ty for banks is to bring all the varied cus­to­mer data sources tog­e­ther and beco­me a per­so­nal data bank. A per­so­nal data bank will coll­ect, pro­tect and mone­ti­ze per­so­nal data that is ent­rus­ted to the com­pa­ny by indi­vi­du­als on their behalf. Data will initi­al­ly include ban­king data. Over time, the digi­tal account will also include health care, legal and other cus­to­mer data.

In this model, the per­so­nal data bank will help someone like me mana­ge and pro­tect my data by cen­tra­li­zing my data. It will crunch my data to per­form ope­ra­ti­ons for me, such as run­ning an auc­tion for me if I want to buy a new washing machine.

Ob es künf­tig Ban­ken geben wird, die sich expli­zit Per­so­nal Data Bank nen­nen oder in ihrem Namen auf die digi­ta­le Ethik ver­wei­sen, ist fast schon zweit­ran­gig. Wich­ti­ger ist da schon eher das Bekennt­nis zu einer neu­en Form des Rela­ti­onship Ban­king.  Die­se Form des Ban­king zeich­net sich dadurch aus, dass die Mit­ar­bei­ter sich als Ver­wal­ter der per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten und der digi­ta­len Ver­mö­gens­wer­te ihrer Kun­den betrach­ten und in der Lage sind, die Kun­den sach­ge­recht und mög­lichst objek­tiv zu bera­ten. Das setzt natür­lich neben einer fach­li­chen auch eine hohe tech­ni­sche Exper­ti­se vor­aus, die wie­der­um nicht allein an Algo­rith­men (wie z.B. Robo Advi­sors) dele­giert wer­den kön­nen. Wer es als Bank ver­steht, hier mensch­li­che Exper­ti­se mit tech­no­lo­gi­schem Know-How zu kom­bi­nie­ren, hat einen gro­ßen Wettbewerbsvorteil.

Anders als das klas­si­sche ethi­sche Ban­king haben Per­so­nal Data Banks das Poten­zi­al, über den Sta­tus von Nischen­an­bie­tern hin­aus zu kommen.

Wei­te­re Informationen:

Data Ethics – The New Com­pe­ti­ti­ve Advantage

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