Von Ralf Keuper
In ihrer Funktion als Risikohändler verfolgen Banken naturgemäß eine konservative Geschäftspolitik. Gewiss – nach den Erfahrungen der Finanzkrise gilt dies nicht für jedes Institut bzw. jede Bankengruppe. Banken, die zu hohe Risiken eingegangen sind, gab es zuvor schon, genannt seien aus Deutschland nur die Herstatt-Bank und die SMH-Bank sowie aus der jüngeren Zeit Sal. Oppenheim, die WestLB, die IKB Bank und die Hypo Real Estate; in ihrer Mehrheit jedoch sind die Banken darauf bedacht, Zahlungs-und Kreditausfälle so weit wie möglich zu verhindern. Immer dann, wenn sie ihr gewohntes Terrain verlassen haben, wenn sie zu innovativ bzw. zu risikobewusst waren, wie bei den sog. Finanzinnovationen, kam die Quittung häufig postwendend – zu den Empfängern der letzten größeren Rechnung zählte der Steuerzahler, der darüber verständlicherweise “not amused” war.
Wenn die Risiken schon in ihrem angestammten Geschäft schnell existenzbedrohende Ausmaße annehmen können, warum sollten die Banken sich dann auch noch mit neuen Technologien beschäftigen? Auf diesem Gebiet fällt die Unterscheidung zwischen Hop oder Top selbst den gewieftesten und erfahrensten Investoren und Acceleratoren nicht leicht. Technologien, die heute “der letzte Schrei” sind, können schon morgen Ladenhüter sein. Hat man hier auf das falsche Pferd gesetzt, ist der Anschluss schnell verloren. Nur – wer kann gleichzeitig so viele Bälle in der Luft halten, dass ein Fehlschlag nahezu ausgeschlossen werden kann? Selbst die großen und erfolgreichen Technologieunternehmen werden von der ständigen Furcht begleitet, von einem disruptiven Startup verdrängt zu werden. Nicht umsonst sagte Andy Grove von Intel einmal: Nur die Paranoiden überleben.
Sofern also Banken sich immer mehr in Technologieunternehmen wandeln, um so größer werden die Anforderungen an das Risiko- und Chancenmanagement. Das bezieht sich nicht nu…