Von Ralf Keuper

Obgleich auch auf die­sem Blog mit Kri­tik an den Ban­ken, so sie denn nötig ist,  kaum gespart wird, möch­te ich jetzt doch mal eine Lan­ze für die Bran­che bre­chen. Anlass ist eine im Auf­trag der Bank für Inter­na­tio­na­len Zah­lungs­aus­gleich (BIZ) erstell­te Stu­die, die laut finews.ch zu dem Ergeb­nis kommt, dass die Ban­ken Inno­va­ti­ons­kil­ler sind.

Ban­ken als bevor­zug­te Prügelknaben.

Zur Begrün­dung ihrer The­se füh­ren die Autoren an, dass in Zei­ten, in denen der Finanz­sek­tor einen beson­ders hohen Anteil an der Wirt­schafts­leis­tung reprä­sen­tiert, dies zu Las­ten der sog. Real­wirt­schaft gehe. Statt Gel­der für For­schung und neue Tech­no­lo­gien wie auch Start­ups zur Ver­fü­gung zu stel­len, flie­ße das Geld in ver­meint­lich siche­re Wer­te wie Immobilien.

Mit Blick auf die Finanz­kri­se von 2007/​2008 ist hier kaum Wider­spruch mög­lich. Aller­dings erscheint die Tren­nung in Finanz- und Real­wirt­schaft ein­mal mehr künst­lich, denn: Kaum eine Finan­zie­rung ist “rea­ler” als eine Bau­fi­nan­zie­rung. Nicht umsonst spricht man in dem Zusam­men­hang auch vom Real­kre­dit. Den­noch ist nicht von der Hand zu wei­sen, dass Real­kre­di­te der Wirt­schaft scha­den, wenn sie an Per­so­nen ver­ge­ben wer­den, deren Boni­tät dafür nicht aus­reicht. Und wenn dann noch die­se Kre­di­te wei­ter ver­kauft, gebün­delt, wie­der­um gebün­delt und gehan­delt wer­den … der Rest dürf­te bekannt sein.

Trotz­dem: Die Ban­ken jetzt auch noch zu beschul­di­gen, dem tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt im Weg zu ste­hen, schießt m.E. über das Ziel hin­aus. Die Inves­ti­ti­ons­zu­rück­hal­tung vie­ler Unter­neh­men ist nicht so sehr dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass sie kei­ne Kre­di­te bekom­men, son­dern rührt daher, dass sie, trotz hoher Gewin­ne, ihre Kre­di­te wei­ter zurück­fah­ren. Der Öko­nom Richard Koo sieht dar­in den Haupt­grund für die “Bilanz-Rezes­si­on”, wie sie vor allem am Bei­spiel Japans seit Jah­ren beob­ach­tet wer­den kann.

Es ist nicht die pri­mä­re Auf­ga­be der Ban­ken, Inno­va­tio­nen in der Wirt­schaft vor­an­zu­trei­ben. Das ist, das soll­te Auf­ga­be der Unter­neh­mer bzw. Unter­neh­men sein. Gleich­wohl wer­den die Ban­ken, schon allein aus Eigen­in­ter­es­se, Inno­va­tio­nen nicht behindern.

Die Bei­spie­le von Ban­ken, die aktiv Indus­trie­po­li­tik betrie­ben haben, genannt sei nur die WestLB, zei­gen die Gren­zen und Gefah­ren auf, wenn Ban­ker ver­su­chen, die bes­se­ren Unter­neh­mer zu sein. Auch die Erfolgs­bi­lanz der Deutsch­land AG ist eher durchwachsen.

Inso­fern soll­te man jetzt nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.

Ein ande­res Bild ergibt sich mit Blick auf die Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit der Ban­ken selbst. Hier besteht in der Tat Hand­lungs­be­darf. Hier soll­te die kon­ser­va­ti­ve Hal­tung Risi­ken gegen­über durch ein Gespür für die Chan­cen ergänzt werden.

Zum Schluss noch eini­ge Gedan­ken von Jür­gen Pon­to aus sei­nem Vor­trag Die Ban­ken als Finan­ciers des Fort­schritts:

Man sagt den Ban­ken gern nach, sie hät­ten ein enges Ver­hält­nis zum Bestehen­den, ja zum Ver­gan­ge­nen. Man soll­te die­se Ein­stu­fung, mei­ne ich, nicht leicht­hin zurück­wei­sen, schon gar nicht in unse­rer in der Ori­en­tie­rung ruhe­lo­sen Zeit. Denn erfolg­rei­ches Arbei­ten bedarf der Ver­wur­ze­lung, der Erfah­rung, der guten Tra­di­ti­on. Dabei wird nicht unbe­dingt hohes Lebens­al­ter der ein­zel­nen Bank, der Geschäfts­stel­le oder gar des Ban­kiers vor­aus­ge­setzt. Not­wen­dig ist viel­mehr Kon­ti­nui­tät des Den­kens und des Han­delns, aus der her­aus allein die gang­ba­ren Wege in die Zukunft gefun­den wer­den kön­nen. Wir sehen ja heu­te all­zu deut­lich, wie unbe­stän­di­ge Geis­ter dar­auf aus sind, Bestehen­des zu zer­stö­ren und jede kon­ti­nu­ier­li­che Ent­wick­lung zu ver­hin­dern. Auf die Fra­ge nach ihrer Vor­stel­lung von der Zukunft blei­ben sie uns die kon­kre­te Ant­wort schul­dig und erklä­ren ledig­lich, dass eben alles anders wer­den müsse. ..
Es wäre bedroh­lich für die Leis­tungs­kraft der Ban­ken, woll­ten sie einem ziel­lo­sen Moder­nis­mus nach­lau­fen und kurz­le­bi­gen Zeit­strö­mun­gen fol­gen. Das haben sie ganz ein­fach nicht nötig. Die Auf­ga­be der Ban­ken in Wirt­schaft und Gesell­schaft ist vom Kern her so ein­deu­tig zukunfts­be­zo­gen, dass sie sich nicht erst um ein Kli­schee, um ein “Image” der Fort­schritt­lich­keit bemü­hen müs­sen. Es genügt, dass sie ihren Auf­trag begrei­fen und ernst neh­men, und dass sie dies auch in der Öffent­lich­keit begreif­lich machen (in: Mut zur Frei­heit. Gedan­ken zu Poli­tik und Wirtschaft)

Wohl gemerkt: Pon­to spricht sich gegen eine blin­de Fort­schritts­gläu­big­keit, nicht jedoch gegen die Akzep­tanz tief­grei­fen­der Ver­än­de­run­gen aus, wie wir sie der­zeit auch und gera­de im Finanz­sek­tor erle­ben. Die zahl­rei­chen FinTechs sein ein Indiz dafür, dass die Ban­ken ihre Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit, zumin­dest in bestimm­ten Berei­chen, ein­ge­büßt haben.

Pon­to äußer­te sich in dem Vor­trag auch zum The­ma Wagnisfinanzierung:

Es hat sich gezeigt, dass nicht sel­ten in klei­nen und mitt­le­ren Fir­men inter­es­san­te, aus­sichts­rei­che Erfin­dun­gen zur indus­tri­el­len Ver­wer­tungs­tie­fe gebracht wer­den kön­nen, wenn die nöti­gen Finan­zie­rungs­mit­tel zu beschaf­fen sind. Zwar sprä­che auch eini­ges dafür, sol­che spe­zi­el­len Kre­dit­ri­si­ken unmit­tel­bar im breit­ge­streu­ten Kre­dit­vo­lu­men gro­ßer Ban­ken unter­zu­brin­gen. Ande­rer­seits ist zur kri­ti­schen Son­die­rung sol­cher Neu­ent­wick­lun­gen auch ein hohes Maß an tech­nisch-wis­sen­schaft­li­chem Sach­ver­stand erfor­der­lich. Um das Risi­ko in Gren­zen zu hal­ten, muss außer­dem ein Über­blick über mög­li­cher­wei­se in ande­ren Län­dern par­al­lel lau­fen­de Vor­ha­ben sicher­ge­stellt oder wenigs­tens ange­strebt wer­den. Aus die­sen Grün­den emp­fiehlt es sich wohl, der­ar­ti­ge Finan­zie­run­gen zwar mit der Rücken­de­ckung und dem Akqui­si­ti­ons­po­ten­ti­al gro­ßer Ban­ken anzu­ge­hen, in der Durch­füh­rung aber doch ganz dar­auf aus­ge­rich­te­ten und per­so­nell ent­spre­chend aus­ge­stat­te­ten Insti­tu­ten zu über­las­sen (ebd.).

In gewis­ser Hin­sicht kann man den Mai­nin­cu­ba­tor der Com­merz­bank oder BBVA Ven­tures als Spe­zia­lis­ten im von Pon­to gemein­ten Sinn auffassen.

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