Von Ralf Keuper

Wenn einem von sei­ner Bank eine abso­lut siche­re Anla­ge emp­foh­len wird, ist eine gewis­se Skep­sis durch­aus ange­bracht. Die­se Erfah­rung muss­te im Jahr 1999 die IDS Scheer AG machen.  Dem Soft­ware­un­ter­neh­men wur­de von der Deut­schen Bank eine kurz­fris­ti­ge Schuld­ver­schrei­bung der Holz­mann AG als »abso­lut risi­ko­lo­se Anla­ge« ange­dient. Ein Mit­ar­bei­ter der Finanz­ab­tei­lung von IDS Scheer AG nahm das Ange­bot an und inves­tier­te 12 Mio. DM. Die Rück­zah­lung der Anlei­he soll­te am 15. Novem­ber des­sel­ben Jah­res erfol­gen. Tat­säch­lich ging das Geld mit Zin­sen am Stich­tag bei der IDS Scheer AG ein, um kur­ze Zeit spä­ter wie­der zu ver­schwin­den. Die Deut­sche Bank hat­te die Zah­lung zwi­schen­zeit­lich stor­niert. Kurz zuvor hat­te die Holz­mann AG Insol­venz ange­mel­det. Die IDS Scheer war danach gezwun­gen, den “Zah­lungs­aus­fall” in einer Ad-hoc-Mit­tei­lung bekannt zu geben. 

Unter­neh­mens­grün­der August-Wil­helm Scheer war über das Geschäfts­ge­ba­ren der Deut­schen Bank unge­hal­ten. Soll­te er das Geld nicht bin­nen weni­ger Tage zurück­er­hal­ten, woll­te er die Deut­sche Bank ver­kla­gen[1]Wo ist das Geld?.

August-Wil­helm Scheer schil­dert die dama­li­gen Vor­gän­ge rück­bli­ckend so:

Ein Mit­ar­bei­ter aus unse­rer Finanz­ab­tei­lung wur­de von einem Finanz­be­ra­ter unse­rer Haus­bank, der Deut­sche Bank AG, bewo­gen, für einen Betrag von 12 Mil­lio­nen DM “abso­lut risi­ko­lo­se” Anlei­hen des Bau­un­ter­neh­mens Holz­mann AG zu kau­fen, ohne die­ses mit unse­rem Vor­stands­spre­cher Alex­an­der Poc­say abge­spro­chen zu haben. Prompt geriet die Holz­mann AG in finan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten, und es droh­te ihr der Kon­kurs. Die Anlei­he wur­de zwar pünkt­lich zurück­ge­zahlt, aber die Deut­sche Bank rief die Über­wei­sung sofort zurück. Die Bank lehn­te natür­lich jede Ver­ant­wor­tung für die Fehl­be­ra­tung ab, und wir sahen bereits das Geld als ver­lo­ren an. Wir wand­ten uns an die Öffent­lich­keit, sodass sogar das Nach­rich­ten­ma­ga­zin “Der Spiel­gel” dar­über berich­te­te. Aber es half uns zunächst nicht. Wir muss­ten eine “Ad-hoc”-Mitteilung an die Bör­se rich­ten und unser Kurs fiel. Gott sei Dank ret­te­te Bun­des­kanz­ler Ger­hard Schrö­der die Holz­mann AG in einer spek­ta­ku­lä­ren Akti­on durch staat­li­che Unter­stüt­zun­gen vor dem Kon­kurs[2]Holz­mann saniert Schrö­der, und wir erhiel­ten unser Geld zurück.

Bei die­sem Vor­fall merk­ten wir aber, das Geld nicht nur glück­lich macht. Wir waren zwar geret­tet, erkann­ten aber auch unse­re Defi­zi­te in unse­rem Finanz­ma­nage­ment. Wir waren end­gül­tig in der Welt der pro­fes­sio­nel­len Unter­neh­mens­steue­rung ange­kom­men und muss­ten unser Start­up-Ver­hal­ten end­gül­tig able­gen (in: Timing – zum effek­ti­ven Umgang mit der Zeit. Erfah­run­gen und Emp­feh­lun­gen von August-Wil­helm Scheer)

Übri­gens: Die Holz­mann AG ging weni­ge Jah­re spä­ter dann doch in Kon­kurs[3]Holz­mann: Erst die Ret­tung, dann der Kon­kurs.