Von Ralf Keuper

Die diver­sen Fin­Tech-Start­ups sind inzwi­schen die neu­en Stars am Him­mel des Next Gene­ra­ti­on Ban­king. Auch zahl­rei­che Inves­to­ren haben ihre Lie­be zu die­sem auf­stre­ben­den Markt­seg­ment ent­deckt. Die bri­ti­sche Regie­rung ist gar fest ent­schlos­sen, das Ver­ei­nig­te König­reich zum welt­weit füh­ren­den Stand­ort für Finan­cial Tech­no­lo­gies zu machen. Selbst eini­ge Ban­ken hat das Fie­ber gepackt und sind dabei, ihre Zurück­hal­tung abzu­le­gen, und Koope­ra­tio­nen mit Fin­Tech-Start­ups einzugehen.

Die Inno­va­tio­nen im Ban­king schei­nen fast aus­nahms­los in den Fin­Tech-Start­ups statt­zu­fin­den. In gewis­ser Wei­se sind die Fin­Tech-Start­ups die aus­ge­la­ger­te For­schungs- und Ent­wick­lungs­ab­tei­lung der Ban­ken. Wäh­rend eini­ge Fin­Tech-Start­ups die Ban­ken in bestimm­ten Berei­chen, wie im P2P Len­ding oder bei den Mobi­le Pay­ments,  erset­zen wol­len, sind ande­re auf Koope­ra­ti­on mit den Ban­ken aus, indem sie Lösun­gen im White Labe­l­ing für bestimm­te Ein­satz­fel­der anbie­ten, wie im Risi­ko­ma­nage­ment, beim The­ma Sicherheit/​Authentifizierung oder für das Per­so­nal Finan­ce Manage­ment (PFM).

Mitt­ler­wei­le gibt es für jeden Teil der Wert­schöp­fungs­ket­te im Ban­king meh­re­re Lösun­gen aus den Rei­hen der Fin­Tech-Start­ups. Irgend­wie drängt sich der Ein­druck auf, dass wir uns hier lang­sam aber sicher einem Über­an­ge­bot nähern.

Oder, anders for­mu­liert: “Mehr vom Glei­chen, statt “Mehr ist anders”

Eini­ge Ban­ken begin­nen, in den Fin­Tech-Start­ups so etwas wie eine Ver­jün­gungs­kur zu sehen, die sie davor bewah­ren wird, beim digi­ta­len, media­len Wan­del in Wirt­schaft und Gesell­schaft den Anschluss zu ver­lie­ren. Es ist aller­dings frag­lich, ob sich die gewünsch­te Wir­kung ein­stellt. Bleibt es bei Ver­än­de­run­gen an der (Benut­zer-) Ober­flä­che, wird die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on ihr Ziel ver­feh­len. Dann wür­den auch Koope­ra­tio­nen mit Fin­Tech-Start­ups nur als Fei­gen­blatt dienen.

Über­haupt stellt sich die Fra­ge, ob Fin­Tech-Start­ups wirk­lich so wich­tig für die Wei­ter­ent­wick­lung im Ban­king sind, wie viel­fach ange­nom­men wird. Einen begrün­de­ten Ein­wand gegen die­se Sicht lie­fert Dan Brez­nitz in Start­ups are a gre­at start, but not the goal. Dar­in bestrei­tet Brez­nitz kei­nes­wegs die Bedeu­tung von Start­ups für die Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit einer Volks­wirt­schaft, warnt jedoch davor, zu viel in sie hin­ein zu inter­pre­tie­ren. Tech­no­lo­gi­sche Platt­for­men füh­ren auf Dau­er, ähn­lich wie zuvor in der Auto­mo­bil­in­dus­trie, zur Ent­ste­hung gro­ßer Unter­neh­men, da nur die­se die hohen Inves­ti­tio­nen auf­brin­gen kön­nen. Start­ups ste­hen hier häu­fig am Anfang, fah­ren aber nur sel­ten die Früch­te ihre Bemü­hun­gen ein. Das Inter­net begüns­tigt die Ent­ste­hung oli­go­po­lis­ti­scher Markt­struk­tu­ren.

Das lässt den Schluss zu, dass Mas­sen­märk­te, wie Mobi­le Pay­ments, natur­ge­mäß über kurz oder lang Stan­dards her­aus­bil­den, die dann wie­der­um den Gro­ßen in die Hän­de spie­len. Für die klei­ne­ren Anbie­ter wird es dann sehr schwer sich zu behaup­ten. Dar­aus wie­der­um lässt sich ablei­ten, dass ein frag­men­tier­ter Markt ohne all­ge­mein­ver­bind­li­che Stan­dards Start­ups ent­ge­gen kommt. Bis zu dem Tag …

Dar­aus zu fol­gern, dass die Ban­ken dann doch am län­ge­ren Hebel sit­zen, wäre jedoch vor­ei­lig. Die eigent­li­chen Gewin­ner im Wett­lauf wer­den, neben eini­gen weni­gen Fin­Tech-Start­ups, die Unter­neh­men mit der größ­ten Platt­form und Reich­wei­te und dem dyna­mischs­ten Öko­sys­tem sein.

Hoff­nung lässt sich für die Ban­ken und Fin­Tech-Start­ups dage­gen aus dem noch immer lesens­wer­ten Bei­trag Too small to fail: The part­ner­ship-dri­ven natu­re of fin­tech start­ups von Hous­ton Frost schöpfen:

The need for new start­ups ente­ring fin­tech won’t end unless the need and desi­re for inno­va­ti­on ends, and we’ve alre­a­dy come too far. Con­su­mers and mer­chants are alre­a­dy well down the path to kil­ling paper money and even the ana­log wal­let. Despi­te the oft-repea­ted “too big to fail” com­ment, banks very much fear the poten­ti­al of fail­ure (as does our fede­ral govern­ment) which is why they need us fin­tech start­ups. We’re “too small to fail”: born and built to take the risks neces­sa­ry to inno­va­te and push finan­cial ser­vices into the future.

Wei­te­re Informationen:

Zwi­schen Tech Bubble und Startup-Explosion

A cri­ti­cal com­ment on The Economist’s spe­cial report on tech startups

“Apple ist immer in der Lage, Inno­va­tio­nen anzuschieben”

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