Von Ralf Keuper

Die Stadt­for­schung, in Fach­krei­sen auch Urba­nis­tik genannt, lie­fert der­zeit eine Fül­le inter­es­san­ter Ver­öf­fent­li­chun­gen, die auch, oder gera­de für das Ban­king von gro­ßer Bedeu­tung sind.

Beson­ders ein­drück­lich schil­dert den Wan­del der Stadt in der Digi­tal­mo­der­ne das Buch Wir sind die Stadt! Urba­nes Leben in der Digi­tal­mo­der­ne von Han­no Rauterberg.

Anders als häu­fig ange­nom­men, führt die fort­schrei­ten­de Digi­ta­li­sie­rung laut Rau­ten­berg zu einer Bele­bung der Stadt und nicht zu einer Ato­mi­sie­rung der Mas­sen. Die Idee der Stadt wird durch Digi­ta­li­sie­rung zu neu­em Leben erweckt. Der rea­le Raum wird nicht bedeu­tungs­los; im Gegen­teil: er bekommt neu­es Gewicht.

Der Raum ver­langt die Wahr­neh­mung des Indi­vi­du­ums, doch nur in geleb­ter Bezie­hung zuein­an­der gewinnt er jene Span­nung, die Urba­ni­tät aus­zeich­net. Es ist die Erfah­rung des offe­nen, geteil­ten Raums, die eine Stadt zur Stadt macht.

Was zeich­net Urba­ni­tät sonst noch aus?

Urba­ni­tät wächst aus dem Unbe­stimm­ten, sie ent­springt einem heik­len Wech­sel­ver­hält­nis aus Inten­si­tät und Gelas­sen­heit, einer Span­nung aus Ver­trau­en und Über­ra­schen­dem, aus einer Mischung gesi­cher­ter und unsi­che­rer Räu­me, frei­er und vor­be­stimm­ter Plät­ze, aus Bewoh­nern, die mal rei­cher, mal ärmer, mal fremd, mal ein­hei­misch sind. Es ist die­se nicht pro­gram­mier­ba­re Balan­ce, die aus einer blo­ßen Ansamm­lung von Häu­sern jenes sozia­le Zusam­men­spiel wer­den lässt, das man Urba­ni­tät nennt. Und oft genug beginnt sich just dort etwas zu regen, wo nie­mand es behörd­li­cher­seits vor­ge­se­hen hatte.

Die Attrak­ti­vi­tät des Ber­li­ner Start­up-Öko­sys­tems wird in wei­ten Tei­len der aus­ge­präg­ten Gegen­kul­tur der Stadt zuge­schrie­ben. Gestützt wird die­se Aus­sa­ge auch durch die For­schun­gen von Kris­toff­er Möl­ler in sei­ner empi­ri­schen Unter­su­chung Cul­tu­ral­ly clus­te­red or in the cloud? Loca­ti­on of inter­net start-ups in Ber­lin. Krea­ti­vi­tät eben­so wie die Eta­blie­rung einer leb­haf­ten Digi­tal­kul­tur las­sen sich nicht pla­nen. Oder in den Wor­ten von Nico Lum­mer: Ein digi­ta­les Wun­der lässt sich nicht verordnen

Als Bei­spie­le für die Erobe­rung der Stadt durch die Digi­ta­li­sie­rung bringt Rauterberg:

  • Shared Space
  • Flash Mob
  • Geo­coa­ching
  • Street Art
  • Public Vie­w­ing
  • Face­book-Par­tys

Auch Ban­ken, die noch immer zum Stadt­bild gehö­ren, wer­den von die­ser Ent­wick­lung erfasst. Seit eini­ger Zeit wird fie­ber­haft nach der pas­sen­den Fili­al­ge­stal­tung gefahn­det. Gehört den Flag­ship-Stores im Ban­king die Zukunft oder geht die Rei­se in Rich­tung einer Ver­bin­dung von Genuss und Ban­king wie im Ban­kery der Volks­bank Bielefeld/​Gütersloh?

Wie sind neue Trends, wie Digi­tal Signage/​Digitale Schau­fens­ter und digi­ta­le Rega­le zu bewerten?

Häu­fig hat man noch den Ein­druck, dass die Ban­ken dem Mot­to “In stones we trust” fol­gen. Kathe­dra­len statt Zelt­mis­sio­nen. Kön­nen Ban­ken an die­sem vor­wie­gend stei­ner­nen Modell fest­hal­ten? Kann das gelin­gen, in einem Umfeld, das spon­ta­ner, unbe­stimm­ter, impro­vi­sier­ter wird?

Zwei­fel sind angebracht.

Die Ban­ken müs­sen nach neu­en Wegen suchen, wie sie ihre Rol­le in der Stadt, in einem urba­nen Lebens- und Arbeits­raum neu defi­nie­ren wol­len. Der völ­li­ge Rück­zug aus der Flä­che wäre wag­hal­sig. In Zei­ten, in denen selbst Ama­zon beginnt, eige­ne Filia­len zu eröff­nen und Apple mit sei­nen Stores noch immer Maß­stä­be setzt und an die­sem Ver­triebs­ka­nal fest­hält, kön­nen die Ban­ken es sich eigent­lich nicht leis­ten, aus dem urba­nen Raum zu verschwinden.

Die Fili­al­kon­zep­te müs­sen dafür jedoch hybri­der, impro­vi­sier­ter, die Archi­tek­tu­ren offe­ner wer­den und Raum für Spon­ta­ni­tät lassen.

Für eine betont kon­ser­va­ti­ve Bran­che alles ande­re als einfach.

Wei­te­re Informationen:

Hat der (geo­gra­fi­sche) Raum im Ban­king ausgedient?

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